S’Lem ist wie a Traum

Im geschäftigen Flughafengebäude lassen uns die Lautsprecherdurchsagen fast kein Auge zu kriegen und neben dem aschgrauen Boden erscheint die erstandene Bräune dann auch nicht mehr so intensiv, wie noch vor wenigen Stunden. Die Reise findet ein Ende. Strahlend blauer Himmel wird ersetzt. Graue Wolken hängen über dem Düsseldorfer Flughafen bei unserem Zwischenstopp auf der Weiterreise nach Nantes. La tristesse! Doch wir sollten uns nicht beschweren. Schließlich machen wir sozusagen in Nantes ja noch Urlaub nach der Reise. Zum Abschluss ein bisschen Franzosenluft schnuppern, parisisch sprechen und langvermisste Bekannte besuchen bevor der Unterrichtsalltag wieder schneller zurück ist als uns lieb sein wird. Vor allem die letzte Woche hat uns nochmal Lust darauf gemacht, noch mehr von dem facettenreichen Land, das oft plump als DomRep bezeichnet wird, zu entdecken.

Samaná peninsula: Las Terrenas – eindeutig kein Bachata im Blut
In der letzten Woche in der DR sind wir ganz schön rumgekommen und haben uns die Samaná Halbinsel im Osten genauer angesehen, die noch viele vom Großtourismus versteckte Ecken besitzt. Es war einfach zauberhaft. Im Vorfeld wurde uns schon viel darüber erzählt, aber als wir dort ankamen waren wir trotzdem erstmal sprachlos. Auch die 4-stündige Guagua-Fahrt nach Las Terrenas war wieder eine wilde Reise durch das satte Grün der DR. An der Haltestelle erwartete uns überraschenderweise der Inhaber des Hostels Dan mit seinem Golfkart und lud uns auf.

Dabei handelte er sich ein ordentliches Wortgefecht mit den Motoconchofahrern ein. Dazu muss man vielleicht kurz erklären, dass innerorts das beste und meistgenutzte Fortbewegungsmittel der Einheimischen das Motoconcho ist. Es handelt sich um ein kleines Motorrad – einen Hobel – mit langer Sitzbank, auf der auch schon mal 5 helmlose Personen sitzen können. Je nach Strecke belaufen sich die Kosten meistens auf 50-100 dominikanische Peso. In Puerto Plata haben wir das Motoconcho für uns entdeckt und zählen uns seitdem zu häufigen und stark verhandelnden Nutzern, denn die Motochonchos stehen überall und können dich auch überall absetzen. Frappierend ist bei jeder Fahrt erneut der Bräunungsunterschied zwischen dem Fahrer und uns!   Auf jeden Fall handelte sich der Amerikaner Dan ordentlich Ärger ein, weil er den Motochonchisten das Geschäft mit seinem Golfkart kaputt machte. Er chauffierte uns in sein in die Jahre gekommenes, aber sehr familiäres Hostel, das er zusammen mit seiner dominikanischen Frau Manty führt. Las Terrenas gab uns einen guten Vorgeschmack auf die kommenden Traumstrände und man merkt sofort – da steppt der Bär.  Nach ausgiebigem dominikanischen Abendessen im Hostel zogen wir mit den anderen Bewohnern in eine Bachata-Merengue-Salsa Bar und staunten nicht schlecht, wie toll es aussieht, wenn man diese Tänze beherrscht. Da wir niemandem unsere steifen, deutschen Hüftbewegungen antun wollten, schlugen wir so manche Tanzaufforderung aus, amüsierten uns aber trotzdem herrlich. Zum Einen beim Ansehen der tanzenden Paare und zum Anderen beim Anblick geldiger, leicht in die Jahre gekommener Männer, die großen Gefallen an schmächtigen, ausschließlich nachts arbeitenden Dominikanerinnen fanden und für sie den Kasperle spielten. Manche Dinge sind einfach international…
Franzosen treffen wir am laufenden Band und schon hatten wir für den nächsten Tag eine Wanderung zum Wasserfall El Limón mit Adrien aus Le Mans verabredet. Schon allein die Fahrt mit dem Miniguagua (etwa wie ein geschrumpfter Pick-Up mit zum Quadrat angeordneten Sitzbänken auf der Ladefläche) zum Ausgangspunkt war ein Augenschmaus, denn fast der komplette Weg führte am farbintensiven Meer und an karibischen Postkartenstränden entlang. Erneut schüttelten wir beherzt Angebote hoch zu Ross den Weg zu erklimmen aus und marschierten unter Ungläubigen Blicken den Berg hinauf. Ja! Wir gehen zu Fuß! Anstrengend war der Weg durch Flüsse und Gehölz,
aber er war auch jeden Meter wert, um dann schließlich diesen Ausblick zu haben:

 

 

 

Trotz vieler durch Pferde hochgekarrter Touristen war das Schwimmen im Becken des Wasserfalls aufgrund der verschiedenen Farben ein tolles Erlebnis. Für den Rückweg wählten wir eine andere Route und trieben mit der großen Masse auf die Hauptstraße zurück. Bei so vielen Hufen, Füßen und Matsch dachte sich Eva: „da legst di nieder“ und schon hockt sie auf dem Boden und hatte die Beine in der Luft. Une vraie glissage!
Samaná peninsula: Las Galeras – Traumstrände voraus und der Faktor 2,5
Nur einen Tag hielt es uns in Las Terrenas und schon tuckerten wir weiter nach Las Galeras. Beim Umstieg in Samaná City von Guagua 1 in Guagua 2 wurden wir schleunigst und ohne jegliche Umwege verfrachtet. Rucksäcke auf’s Dach und wir auf die Ladefläche.

Eva überprüfte nochmals die Festzurrung fachfrauisch und immer mehr Leute wurden eingeladen bis genau in dem Guagua auf dem Foto 18 Personen neben-, hinter-, auf-, unter- und voreinander saßen. Das nennt man wohl effiziente Auslastung. So fuhren wir von der Nord-zur Südküste und wieder zurück, da es zwischen Las Terrenas und Las Galeras keine direkte Verbindung gibt und brauchten dafür statt geschätzter 2 Stunden ganze 5. Jede Zeitangabe für Busse und Guaguas kann man getrost mit dem Faktor 2,5 multiplizieren, denn auf der Fahrt werden allerhand Dinge erledigt: zunächst fährt der Fahrer langsam durch die Ausgangsstadt und sein Compadre bietet die Fahrt an, wie ein Fahrgeschäftsbetreiber auf der Dult (der Vergleich hinkt nicht, da die Fahrt meistens genauso turbulent ist), manchmal hält das Guagua mehrmals hintereinander alle 200m, weil es keine zentralen Haltestellen gibt und die Leute überall zu- und aussteigen (eine Frau begrüßte alle beim Zusteigen sogar mit Ghettofaust) zwischendurch wird noch durch den Fahrer oder die Mitfahrer Obst oder Brot gekauft und manchmal hält der Fahrer auch nur für einen Plausch mit einem Freund. Es ist immer wieder ein kleines Abenteuer! In Las Galeras blieben wir für 3 Tage im Guesthouse ‚Bout du Monde‘ (= Ende der Welt, tatsächlich zutreffender Name), das durch zwei Französinnen geführt wird. Franzosen, Franzosen, Franzosen! Da diese auch noch eine Crêperie bewirtschafteten war die Abendmahlzeit schnell gefunden und Crêpes gespachtelt! Delicieux!
An den folgenden beiden Tagen standen der Playa Rincón und der Playita auf dem Programm – zwei der schönsten Strände des Landes und das auch zurecht. Palmen hingen schräg ins Meer, der feine, weiße Strand fiel flach ins Wasser ab, Vögel zwitschern durch die Luft und man konnte die Seele richtig gut baumeln lassen.

  

Bis die Boote aus den Resorts am Playa Rincón anlegten und ihre lautstarke Ladung (hauptsächlich Deutsche 😀) ablieferten. Dieser Trubel war nach zwei Stunden aber glücklicherweise wieder vorbei und das Gezwitscher der Vögel erneut vernehmbar.
Die Schau des Tages stellten wir am darauffolgenden
Tag dar, als wir mit den vom Guesthouse ausgeliehenen Rädern die kurze Strecke (keine 10 Minuten) zum Playita fuhren.

           

 

Laut den Besitzern der Unterkunft machen das bei der Hitze nämlich nur wir oder Holländer! Der kleinere, aber charmantere Strand steht dem großen Rincón in nichts nach. Die Zeit dort war viel zu kurz, denn schon mussten wir uns auf den Weg zum Abflughafen nach Punta Cana machen.

Bavaro – Schrecklichkeit kennt keine Grenzen
Unsere Gastgeber empfahlen uns nicht den großen Umweg mit dem Bus über’s Festland, sondern den kürzeren Weg über’s Wasser mit einer Fähre zu nehmen. Außer dem Pferd hatten wir somit mit Flugzeug, Fähre, Bus, Auto, Guagua, Motoconcho, Rad und zu Fuß alle möglichen Fortbewegungsmittel genutzt! Aber auch der Trip von Las Galeras bis Bavaro bei Punta Cana zog sich, barg allerdings auch spannende Momente. Aufgebrochen sind wir um Viertel nach 9 morgens mit einem Guagua. Eine halbe Stunde unterhielten wir uns auf miserablem Reisespanisch mit einem Einheimischen, wobei sich herausstellte, dass er Sebastian Vettel, Bayern München, deutsches Bier und deutsche Autos sehr schätzt. Danach ging’s nach starkem Regenschauer auf die Fähre (klein und ausschließlich zur Personenbeförderung) und danach kostenlos mit einem Auto zur Guaguastation. Das erste Guagua hatte kurz vor dem Ziel einen Motorschaden, sodass die Insassen nach 20 Minuten von einem weiteren Guagua abgeholt wurden. Von da aus fuhren wir mit dem Minibus in die nächstgrößere Stadt und dann mit einem richtigen Bus nach Bavaro, wo wir erschöpft, aber glücklich um Viertel nach 8 abends in der Unterkunft ankamen. 11 Stunden und 7 Fahrzeuge. Lang gefahren und viel gesehen! Schey wor’s!


Nur gut, dass wir von Punta Cana/ Bavaro nicht mehr viel erwartet hatten, sonst wären wir wohl heillos enttäuscht worden. Nicht nur waren am Strand saisonal bedingt Berge – tatsächlich mit Baggern zusammengeschobene Berge – an Braunalgen, sondern auch keine Ruhe und kein Schattenplatz abseits der aneinandergedrängten Privatresorts zu finden. Vom kristallklaren Wasser war nichts mehr zu sehen. Ständig quatschte uns jemand an, ob wir diese oder jene Exkursion machen wollten und das war wirklich unangenehm. In den ganzen drei Wochen Reise durch die DR haben wir uns nicht so unwohl gefühlt wie hier. Widerlich! Auch die Suche nach Restaurants, die nicht nur von Touristen belagert waren, erwies sich als schwer.

Und jetzt am Ende kommt die große Frage: „Wie war es denn auf der Reise?“ Tja, gar nicht so leicht zu beantworten. Aufregend, wunderschön, bereichernd, eindrucksvoll, abenteuerlich, abwechslungsreich, spannend, bezaubernd, schockierend, unvorhersehbar, herzlich, überraschend, spanischlernend, beeindruckend, leicht-problematisch, traumhaft, langatmig, kurzweilig, herzerwärmend. Kurzum…es war eine Reise wert!

 

 

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Dominikanische Republik: Puerto Plata, Tubagua, Cabarete

Hypnotisierend drehen die Rotorblätter des Ventilators ihre Kreise und fächern uns die dringend benötigte Luft zu. Leicht bitter schmeckt man noch das Salz des Meeres auf der Haut und feine Sandreste rieseln hier und da aus den Haaren. Wir sind auf der Reise doch tatsächlich im Urlaub angekommen. Nach unserer aufregenden Zeit in Haiti führt uns jetzt der Weg durch die Dominikanische Republik. 

Noch in Cap Haïtien erfuhren wir, dass der Busverkehr im Norden durch Caribe Tours auf unbestimmte Zeit eingestellt wurde. Der Buschfunk brodelt. Anscheinend wurde ein haitianischer Junge von einem der Busse umgefahren, woraufhin der Busfahrer umgebracht wurde. Selbstjustiz. So blieb uns keine andere Wahl als die Grenze zu Fuß zu überqueren. Der Franzose Joël, der eigentlich schon einen Tag vorher auf der gleiche Route weiterreisen wollte, entschloss sich uns zu begleiten : <<Au moins on serait trois dans la merde!>> . Durch etliche Horrorgeschichten von Paul, der anscheinend brenzlige Situationen anzieht wie das Licht Mücken (Messerstecherei, bewaffneter Überfall, Abzocke beim Geldtausch, um nur ein paar zu nennen), waren wir doch nervös als wir uns der Grenze näherten. Doch alles lief zu unserem Erstaunen und auch zur allgemeinen Erleichterung ohne nennenswerte Vorkommnisse ab. Als würde man vom Rosswurststand der Tillyschanze zur Jet-Tankstelle laufen und müsste zweimal seinen Ausweis stempeln lassen. Verglichen mit einem Behördengang in Deutschland, bei dem man seine Nummer zieht und jeder seinen Platz in der Schlange akribisch verteidigt, war es zwar vogelwild (buntes Durcheinander an Menschen und Stimmen, jeder legt seinen Pass irgendwie und irgendwann an den Schalter, der Ausreisezettel wird flink und krakelig an der Wand ausgefüllt), aber wir waren wohl schon Einiges gewöhnt und hatten ja weitaus Schlimmeres erwartet. Also viel Wind um nichts. Nach der Grenze stiegen wir in den nächsten Caribe Tours Bus und wurden auf der Fahrt nach Santiago de los Caballeros sage und schreibe 7x angehalten und von Grenz- und Möchtegernpolizisten kontrolliert. Diesmal waren aber nicht wir das Zentrum der Aufmerksamkeit, sondern die Starkpigmentiertesten im Bus. Vermutlich hielt man sie für Haitianer.

 

Playa Dorada – wow!

Nach so viel Aufregung hatten wir uns doch ein bisschen Luxus verdient und mieteten uns in ein Bed&Breakfast direkt an der Playa Dorada in Puerto Plata ein. Gerade noch gefreut, folgte die Ernüchterung auf dem Fuße: die Steuern von ca. 20% waren im Preis noch nicht inbegriffen. Hm, ungünstig – im wahrsten Sinne des Wortes! Doch der Plan, wie wir die Kosten wieder reinholen konnten, war schnell gefunden (ich reise eben doch mit einer Schwäbin): der Aufenthalt beim sehr üppigen Frühstücksbüffet wurde so in die Länge gezogen, sodass man auf jeden Fall bis zum Abendessen keinen Hunger mehr hatte! Außerdem konfiszierten wir die täglich aufgefüllten Duschartikel, ausgenommen der Badehaube, gänzlich. Da war es: das Bild, das man vor Augen hat, wenn man über die DR spricht. Direkt vor uns. Wir bugsierten unsere weißen Körper auf die noch weißeren Laken der Strandbetten und strahlten ob des traumhaften Ausblicks aufs türkisfarbene Meer wie zwei Honigkuchenpferde um die Wette.

Links und rechts stiegen Kites in die Luft und schon war der Appetit diese Sportart auszuprobieren geweckt. Nur konnten wir uns aufgrund des durch’s Frühstück überfüllten Magens und der unsagbar schönen Krebsröte, die wir prompt kassierten, in dieser Unterkunft noch nicht dazu bewegen.

Nach ein paar Tagen wurde aber das Rumliegen ziemlich fad und wir zogen weiter nach Puerto Plata City in ein   kleines, aber feines AirBnB zu Klaudia, einer Dominikanerin mit polnischen Wurzeln, die gern das Füllwort Ewewe in ihre englischen Äußerungen einbaut: ‘ewewe you should go to the ewewe caves of ewewe el choco parc’. Puerto Plata – eigentlich sehr als Tourihochburg in Verruf – zeigt sich als überschaubar. Die Häuser sind im Kolonialstil gehalten und hübsch anzusehen.

Abends fiel einfach mal der Strom für die halbe Nacht aus, schien aber niemanden groß zu wundern. Das nächste große Abenteuer stand an! Die 27 Charcos von Damajagua. (Leider war die Begleitung durch einen  Fotografen außerhalb des Budgets, deshalb nur ein YouTube Video:     https://m.youtube.com/watch?v=QJA8zvk6nec ). Begleitet durch Joël, der einstweilen woanders unterwegs war, brachen wir mit dem Guagua (dominikanische Variante des Taptaps) auf. Diese Minibusfahrten sind sehr günstig und immer eine ganz besondere Erfahrungen. Wer macht was? 

Fahrer – fährt und betätigt Lichthupe; singt auch gelegentlich

Beifahrer – öffnet bei jeder am Straßenrand stehenden Person die Tür und pfeift; kassiert Geld 

Insassen – häufig zu viele; mit allerhand Krimskrams bewaffnet

Eigentlich ist es wie trampen. Ein- und Aussteigen kann man überall. Meistens sind die Busse (ca. 15 Sitzplätze offiziell – ab und zu bis auf 25 ausgedehnt) in einem sehr maroden Zustand und würden bei uns spätestens bei der TÜV Kontrolle aus dem Verkehr gezogen. Aber genau das macht doch reisen aus: sich wie Einheimische fortbewegen, sich treiben lassen, die Eigenarten und Sichtweisen kennenlernen und die Geschwindigkeit des Landes aufnehmen. In der DR geht‘s eben meistens eher langsamer voran, aber der Blick aus dem Fenster wurde bisher auch noch nie langweilig. 🙂

Die 27 Charcos sind, wie der Name schon sagt, 27 unterschiedlich große Wasserfälle. Mal größer, mal kleiner, mal steiler, mal kurviger – und immer ein Heidenspaß! Kurz weist uns der Guide ein und fragt: „Can you swim?“ „Like a fish or like a rock?“ und schon geht’s ab! Nach 45 Minuten Aufstieg im atemberaubenden Dschungel schwimmen, klettern, wandern, rutschen und springen wir über 27 wunderbare Wasserfälle. Eva überwindet beim höchsten Sprung von über 8m ihre anfängliche Angst und wir können uns an der Landschaft gar nicht satt sehen. Lianen hängen in den Windungen des Flusslaufes. Warmer Sommerregen  prasselt auf unsere Haut und macht das Erlebnis noch berauschender.

 

Tubagua – wo sich Gecko und Spinne gute Nacht sagen!

Doch schon geht’s am nächsten Tag weiter nach Tubagua in eine in den Höhen Puerto Platas gelegene Eco Lodge. Um dorthin zu kommen wählten wir Uber. Der Fahrer verlangte am Ende mehr als ausgemacht, doch nach einer kurzen Beschwerde beim Konzern erhielten wir den Fahrtpreis erstattet – Karma! Die Straße schlängelte sich den Berg hinauf, doch erst ganz oben wollten wir in die Landschaft schauen. Ein wundervoll weiter Ausblick. Die Eco Lodge besteht aus kleinen Hüttchen, die je nach Größe des Geldbeutels eigene oder gemeinsam genutzte Toiletten oder Duschen haben.

       

Für uns gab’s nach dem Playa Dorada Fiasko selbstverständlich die Sparmaßnahme. Im Nachhinein war das keine schlechte Wahl, denn unter der Dusche und auf der Toilette bot sich uns diese Aussicht: 

Aber die Offenheit der ganzen Räume bringt natürlich auch manchmal ungeliebte Besucher mit sich… Eva wird später in ihr Reisetagebuch schreiben : „durch innere Meditation und gutes Zureden von Johanna überlebe ich den ersten Abend“. Tatsächlich sah ich dort bei nächtlichem Austreten meine erste, außerhalb eines Terrariums lebende Vogelspinne – von der ich Eva aber erst kurz vor der Abreise erzählte. In den zwei Tagen des Lesens und Ausblickgenießens lernten wir ein lustiges amerikanisches Pärchen kennen, das uns prompt bei der Abreise in ihrem Leihwagen mit zur nächsten Guagua Straße nahm und uns Obst und Wein schenkte – wieder einmal clever gespart! Nach 2 Minuten kam pfeifend (der Beifahrer und der Zustand des Gefährts) das nächste Guagua.  Wir wurden mitsamt unserer beiden Riesenrucksäcken, zwei kleinen Rucksäcken und Beuteln mit Proviant (Waffeln und Keks für unterwegs!) durch tatkräftige Mithilfe aller Mitfahrer auf die letzten zwei Plätze im Heck des Busses gepflanzt und die wilde Fahrt ging los. Für die 40 km lange Strecke nach Cabarete zahlte jede von uns umgerechnet nur einen Euro. Kuscheln mit dem Sitznachbarn gratis, versteht sich!

 

Cabarete – Kitezählen unmöglich

Dort angekommen checkten wir ins nächste AirBnB (ein Haus, das nur von Kitesurfern bewohnt ist) ein, füllten den Kühlschrank mit allerhand Lebensmitteln für die kommende Woche und begaben uns in das Treiben am Strand. Mehr als 50 Kites wirbelten durch die Luft und ließen uns staunen. Das der Sport sehr viel leichter aussieht, als er tatsächlich ist, bekam ich am eigenen Leib zu spüren.  Doch nach 4,5 Tagen Unterricht, dutzenden Litern verschluckten Meerwassers, einigen ziemlich derben Bruchlandungen und vielen aufmunternden High Fives des Kitelehrers schaffe ich es teilweise über das Wasser zu brausen bevor mir Wind, Wasser, andere Kiter oder Angst einen Strich durch die Rechnung machen, meine glorreichen 20 Sekunden Wellenreiten mit einem unsanften Glutaeus Maximus oder wahlweise auch Bauchplatscher unterbrechen und mich so aus dem Kiteuniversum auf den Meeresspiegel zurückholen. Doch schon alleine diese kurzen Höhenflüge machen auf jeden Fall Lust auf mehr!

Am letzten Tag in Cabarete machten wir einen Abstecher in den Nationalpark El Choco und seine Höhlen. Folgendes Ereignis erinnert mich stark an das Springen ins leuchtende Plankton bei Koh Rong und wieder finde ich es ein wenig unglaublich, dass ich das erlebt habe. Unser Parkführer zeigte uns zunächst ansässige Flora und Fauna bevor er durch einen früheren Vodootempel mit uns 25m in eine stockdunkle Höhle abstieg. Am Ende befand sich eine noch dunklere Lagune. Totenstille. Ohne mit der Wimper zu zucken entledigte sich Eva ihrer Hose und ihres Shirts und sprang ins Schwarze Nichts und ich hinterher. Ich kann nur sagen: gruselig und aufregend hoch 10!! Hier ein kleines Video: F6018279-C466-4D36-8559-2680A0E3C951

Danach führte er uns zu einer Höhle mit Stalagmiten und Stalagtiten und einer weiteren Lagune zum Baden. Er selbst zog sich eine Schwimmweste über, denn er konnte nicht richtig schwimmen. Bei dem Job nennt man das wohl Leben am Limit!

Jetzt bricht schon die letzte Woche der Reise an und das Ferienende rückt näher! 

 Besos de Cabarete! :*

Haiti – die Perle der Antillen?!

    Nun sind wir also da. In dem Land das jeden Zuhörer unserer Reisepläne dazu veranlasst in Unverständnis die Augenbrauen zu heben. Ungläubigkeit macht sich breit. Haiti – der ärmste Staat der Karibik. Gelegen auf der Insel Hispaniola und bevölkert durch ca. 10,7 Mio. Einwohner. Natürlich alles nur Schätzungen.

Die ehemalige französische Kolonie erkämpfte sich 1804 die Unabhängigkeit von ihren Kolonialherren. Doch die neuerlangte Freiheit brachte hohe Reparationszahlungen an Frankreich mit sich, die den ehemals reichen Staat in ein Unglück stürzten, von dem er sich – auch aufgrund der Rückschläge durch Naturkatastrophen zuletzt 2006, 2010 und 2016 – noch lange nicht erholt hat.
Unsere Reise begann in Santo Domingo, der Hauptstadt der Dominikanischen Republik. Auf Hispaniola teilen sich zwei Staaten eine Insel, die von Grund auf anders ticken. Ein Dominikaner verdient im Schnitt 6 Mal mehr als ein Haitianer.
Mit dem Bus fuhren wir von Santo Domingo nach Pétionville. Die nahe der Hauptstadt Port-au-Prince gelegene Stadt gilt als sicherer, weshalb wir sie der Hauptstadt vorzogen. Diese Busfahrt an sich war bereits ein Riesenerlebnis.

Nicht nur haben wir die wunderschöne und vielfältige Natur der Dominikanischen Republik (DR) gesehen, sondern auch einen ganz speziellen Grenzübertritt erlebt. Schon am Schalter der Buslinie mussten wir unsere Reisepässe für die nächsten 6 Stunden abgeben. Hätten wir nicht vorher im Internet über das Prozedere gelesen, wäre uns das sehr spanisch vorgekommen. Bis zur Grenze war die Busfahrt unspektakulär, bis auf die Bustoilette, die man nur im Indersitz benutzen konnte, weil Inhalte der Schüssel sich auf dem Boden verteilten… An der dominikanischen Grenze mussten alle aus dem Bus und an den Einwanderungsschalter. Plötzlich hieß es „mitkommen“. Wir beide wurden mit einem Amerikaner aus dem Bus in einen 2×2 m Container gebracht und befragt. Wie in die Szene einer Kriminalserie versetzt. Die einzigen drei Weißbrote aus dem Bus wurden bei der Ausreise (!!) zum Grund des Aufenthalts, unseren Erfahrungen und unserem Leben von einem „Grenzbeamten“ befragt, der auch als mexikanischer Drogenboss durchgehen hätte können. Kurzzeitig war uns das Herz ganz schön tief in die Hose gerutscht. Nach aufregenden 10 Minuten und viel Gegockelei des Drogenbosses ging die Fahrt zur haitianischen Grenze weiter. Im Bus ernteten wir mitleidsvolle Blicke der Mitfahrer. Nachdem der Reisepass auch in Haiti gestempelt wurde, hielten wir endlich wieder unser wichtigstes Ausweisdokument in Händen. Haiti zeigte sich direkt nach der Grenze von seiner hässlichen Seite: Müll, Slums, Armut, Brandrodung. Außerdem haben wir in den 9 Stunden Fahrt außer dem Amerikaner niemanden gesehen, der auch nur annähernd unsere Hautfarbe hatte. Uns wurde bewusst, wer für die Zeit in Haiti der berühmte bunte Hund sein würde.

 

Pétionville – insgeheime Hauptstadt der wohlhabenderen Haitianer
Von den vielen Eindrücken übermannt liefen wir zu Fuß von der Bushaltestelle zum Hotel und wurden überraschenderweise überhaupt nicht angequatscht – was uns von vielen Leuten im Vorfeld prophezeit wurde. Man merkte, dass in Pétionville etwas besser gestellte Haitianer leben. In unserer gesamten Zeit in Haiti liefen uns nur 2-3 schlampig angezogene Leute über den Weg. Ansonsten waren die Menschen immer modern, sogar ziemlich westlich, gekleidet. Besonders für die Sonntagsmesse haben sie sich fein rausgeputzt. (Die meisten Haitianer sind Katholiken, dennoch hält sich der Voodookult überall noch stark.) Die Frauen hatten schöne und aufwändige Flechtfrisuren und in der gekräuselten Matte der Männer sah man zu unserer Belustigung des Öfteren einen Kamm stecken, den sie mit sich herumtrugen. Am nächsten Tag erkundeten wir zu Fuß unser Viertel auf der hoffnungslosen Suche nach einem Bankautomat, der unsere Kreditkarten akzeptiert – vergebens! Banken gibt es in Haiti übrigens wie Sand am Meer, genauso wie Beautysalons zum Haareflechten und, man mag es kaum glauben, Lottostände! Deutlich wurde bei unserem Stadtrundgang aber auch, dass sich die Lebensumstände extrem verschlechterten je mehr man an den Rand der Stadt kam und dass auch eine für haitianische Verhältnisse „bessere“ Stadt immer noch weit unter dem liegt, was man als Europäer als normal und sicher beschreiben würde.

Letztendlich kamen wir durch Tauschen (Eva gegen 13 Ziegen z.B. :P) zu Geld und sicherten unser Überleben im Supermarkt. Tag zwei in Pétionville begann wie gewohnt mit einer Affenhitze von 38 Grad. Doch innerhalb nur weniger Minuten schwenkte das Wetter auf sintflutartige Regenfälle. Der Stadtkern und somit unser Hotel liegt auf einer kleinen Erhöhung. Schon nach kurzer Zeit waren die Straßen und Gehsteige überflutet und es hörte einfach nicht auf zu regnen. Sämtliche Dinge wurden neben ganz viel Plastikmüll die Straßen runtergewaschen. Was zur Folge hatte, dass die Straßen am nächsten Tag sauber waren. Die am Fuße des Berges gelegenen Armensiedlungen müssen dadurch wohl bedauerlichweise in Wasser und noch mehr Müll versunken sein.
Da Vorsicht die Mutter der Porzellankiste ist, vermieden wir das Zentrum von Port-au-Prince und fuhren zum nächsten Busunternehmen, das uns in den Norden, der deutlich weniger durch Naturkatastrophen tangiert wurde, nach Cap Haïtien bringen sollte.

Cap Haïtien – Haitis „Tourismushotspot“
Es ist schon erstaunlich, wie viel man während einer einzigen Busfahrt erleben kann und wie sehr sich das Erscheinungsbild eines Landes in nur kurzer Zeit verändert. Wieder schlichen sich durch Meinungen dritter Bedenken über unsere Reisepläne ein. Die Dame an der Rezeption in Pétionville riet uns nämlich stark von der Fahrt mit dem Busunternehmen Sans Souci Tours (übersetzt bedeutet das so viel wie „Ohne Bedenken“) ab. Es sei für uns Hellhäuter (und dazu noch Frauen) zu gefährlich. Leider gab es neben eines viel zu teuren Fluges/Taxis keine andere Möglichkeit weiter nördlich zu kommen. Weshalb wir uns mit mulmigem Gefühl aufmachten. Der Bus war zwar, nennen wir es leicht lädiert (Einschlaglöcher in der Scheibe; alles was am Bus weghing wurde mit Panzertape und Kartons fixiert; das ständige Piepsen irgendeines Alarms haben wir bald überhört), aber die Organisation klappte super. Allerdings muss man sagen, dass man in Haiti ohne gute Französischkenntnisse wohl nicht weit kommt, da der Großteil der Bevölkerung kein Englisch spricht, sondern nur Créole. Diesmal waren wir wirklich die einzigen zwei Weißnasen und wurden prompt an die vorderste Front in die erste Reihe verfrachtet. Ob als Kanonenfutter oder um uns im Auge zu behalten ist bis jetzt noch nicht klar. Der Busfahrer hatte sein Gefährt sehr gut unter Kontolle, legte aber eine recht ruppige und aggressive Fahrweise an den Tag. Neben riskanten Ausweich- und Überholmanövern (er überholte einfach alles, Autos, andere Busse, Tap Taps, (siehe Bild), Roller, Ziegen) war sein liebster Zeitvertreib penetrantes Hupen, das aus mehreren Gründen verwendet wurde:
– Vorsicht!
– Hallo, hier komme ich.
– Geh auf d’Seitn, du Depp.
– Fahr schneller.
– Merce!
– oder vielleicht auch um sich wach zu halten.


Wir fuhren mit dem Bus hoch in die Berge Haitis und kamen aus dem Glotzen nicht mehr raus. Grüne, saftige und sanfte Berge wohin man blickt. Zwischendurch immer wieder kleine Ortschaften.

Leider wurden die Straßenverhältnisse zunehmend schlechter, was nur zu mehr Gewackel und Gehupe führte. Die Fahrt, die auf 4 Stunden angesetzt war, dauerte letztendlich 9 Stunden und wir kamen im Dunkeln am Ziel an. Zwei sehr nette Mitfahrer halfen uns auf der Suche nach einem Taxi zu normalen Preisen und brachten uns sicher zu unserem Hotel. Oder zu dem Platz, an dem unsere Unterkunft sein sollte… An angegebener Adresse am Stadtrand von Cap Haïtien war nämlich nichts. Nicht mal Licht. Nur eine sehr dunkle Straße mit vielen Menschen. Der Taxifahrer meinte, dass sich die Unterkunft auf dem Hügel befindet, den er aber mit seinem Klappertaxi nicht hochkäme. Also marschierten wir mit Rucksäcken bepackt mitsamt Mann aus dem Bus und Taxifahrer mitten durch das Elendsviertel einen 45% steigenden Hügel hinauf. „Blanca, blanca“ Rufe schallten von den Seiten an unsere Ohren und sorgten für ein beklemmendes Gefühl.

Wir waren heilfroh, in diesem Moment nicht alleine zu sein. Nach 5 Minuten und durchgeschwitzter Kleidung (viel zu kalte Klimaanlage in Bus und Taxi) kamen wir oben an der Rezeption an. Die Männer verabschiedeten sich, als sie uns in sicheren Händen sahen und Erleichterung machte sich breit. Nachdem uns der Besitzer der Unterkunft noch ein kühles Prestige Begrüßungsbier hinstellte wurde die Lage gleich noch besser! Der Franzose würde sagen <<C’était chaud!>> – „Das war knapp!“ Und der Franzose hat Recht. Über die etwas in die Jahre gekommene Unterkunft und die große Schabe im Bad sahen wir hinweg und schliefen den Schlaf der Gerechten.
Am nächsten Tag bot sich uns ein unglaublicher Blick über die Stadt und Bucht von Cap Haïtien. Abermals versuchten wir unser Glück bei den Geldautomaten und abermals waren es vergeudete Mühen. Mit dem Besitzer der Unterkunft ließ sich aber dann doch noch ein Geldgeschäft abwickeln, sodass wir wieder flüssig waren. An diesem Tag lernten wir den Engländer Paul und den Franzosen Joël kennen, mit denen wir abends noch in die Stadt zum Essen gingen. In dem sehr europäisch geprägten Restaurant fiel die Kluft zwischen Arm und Reich wieder deutlich auf. Durch den Aufstieg zum Hotel und somit den Gang durch die Wellblechhüttendsiedlung wurden wir aber dann doch schnell wieder auf den Boden der Tatsachen geholt.
Der eigentliche Grund für unsere Reise nach Cap Haïtien war die Besichtigung der Citadelle la Ferrière. Eine riesige Festung in den Bergen Haitis, die nach der Unabhängigkeit durch Roi Christophe zur Verteidigung gegen die Franzosen erbaut wurde und der Bevölkerung im Notfall Unterschlupf bieten sollte. Zu diesem Ernstfall kam es allerdings nie und so blieb die Festung unbenutzt und total intakt. Auch alle Kanonen mitsamt Kugeln sind noch an Ort und Stelle.

Bevor es losging schüttelten wir freundlich aber bestimmt die unzähligen Guides, Pferde- schacherer und Hutverkäufer ab. Paul aus der Unterkunft schaffte das nicht und zahlte so 2,5x soviel als wir! Dieser Aufstieg war wieder sehr steil, dauerte aber lediglich eine halbe Stunde und bot wunderschöne Aussichtspunkte. Manche der äußerst wenigen Touristen schafften selbst das nicht und ließen ihre geldigen Hintern von mageren Pferden hochschleppen. Die Pferde wurden mit der Gerte geschlagen und hochgezerrt – es war widerlich mitanzusehen. Aber solange es Touristen gibt, die das in Anspruch nehmen, wird diese Quälerei nicht aufhören. Der Ausblick von der Citadelle war atemberaubend und zeigte uns wieder die Schönheit der haitianischen Natur.

Noch nie waren wir bei der Haupttouristenattraktion eines Landes so einsam unterwegs. Wunderbar und schade zugleich.

Der Besuch der Citadelle markierte auch schon den letzten Tag im Westen der Insel Hispaniola und wir reisten weiter in die DR. Dazu im nächsten Blogeintrag mehr.
Was kann man also über Land und Leute in Haiti sagen?! Globalisieren wäre hier fehl am Platz und man würde Haiti nicht gerecht. Es ist zugleich wunderschön und hässlich. Mehr als 50% der Bevölkerung kämpft in den Städten ums blanke Überleben, obwohl sie am Land viel besser aufgehoben wären. Das Müllproblem lässt Erinnerungen an Kambodscha aufkommen und stimmt traurig, weil manche Landstriche in Müll versinken.
Doch sobald man die Stadt mit ihren Elendsvierteln und brennenden Müllbergen hinter sich lässt, taucht man ein in eine Welt von unzähligen Facetten an grün und blau, dass einem fast die Spucke wegbleibt. Man kann wirklich mit Fug und Recht behaupten, dass Haiti seinen Beinamen „die Perle der Antillen“ nicht zu Unrecht erhalten hat.
Hilfsbereitschaft wird in Haiti groß geschrieben. In jeder Situation, in der wir etwas Hilfe brauchten, wurde uns immer auf sehr freundliche und nicht-opportunistische Weise weitergeholfen. Bis auf die Banken – mit denen stehen wir bis heute auf Kriegsfuß!
Anscheinend haben manche Leute in wichtigsten Positionen aber vergessen, wie schön Haiti ist und dass sich nicht alles darum dreht, ihre Taschen voller Geld noch voller zu machen. Vielleicht sollten sie mal mit einem Sans Souci Bus vom Süden in den Norden fahren um daran erinnert zu werden. Am besten mit unserem Busfahrer!
Haiti wird immer wieder zu Boden gedrückt, sei es durch die erwähnte Gewalt der Natur oder durch die korrupte Regierung, doch Haiti ist auch ein Stehaufmännchen. Es wird gebaut. Viel und überall. Der Duft vom Streben nach einer besseren Zukunft liegt in der Luft.

Besos!

Indonesien, Bali: Pecatu + Canggu: Es gibt Tage, die sollten nie enden…

Die wilde Bootsfahrt halbwegs überstanden, hieß das nächste Ziel BukitHalbinsel. Südbali lockt mit weißen und verlassenen Sandstränden. Nach etwa 2,5 Stunden Fahrt von Padang-Bai nach Pecatu kamen wir in unserem Homestay an. Zuerst bot sich uns nur ein steiniger Hof, als wir aber durch ein kleines Tor marschierten war’s als ob wir durch die Zaubertür der Mini Playback Show liefen: alles war verwandelt und einfach nur wunderschön! Geführt von zwei Schwestern und einer Freundin, hat uns das Abian Sari Homestay vier wundervolle Tage beherbergt. Tolle neue Zimmer, gepflegter Garten, großer Pool mit Liegen und, sehr wichtig, gutes Frühstück: ein Stück vom Himmel! 🙂

Wir machten die Strände NyangNyang (steiler, steiniger Abstieg, aber total verlassener, leider mit Müll überhäufter, Strand), PadangPadang (bisschen viel los) und Dreamland (macht seinem Namen alle Ehre) mit unserem rosa Roller unsicher und düsten von einem Eck zum anderen durch den chaotischen, balinesischen Verkehr.

Einmal kamen wir in eine Polizeikontrolle, bei der nur Touristen rausgezogen wurden. Verena und Sven meinten schon vorher, dass das passieren kann und wir deshalb immer 50.000 Rupiah (3,50 €) im Führerschein dabei haben sollten, um den Polizisten gleich zu bestechen! 😀 Alle korrupt! Das kleine Problem war nur, dass nur Valerie einen internationalen Führerschein hat und Johanna gefahren ist…doch die Polizei (auf Indonesisch Polisi, sehr süß!) haben uns alleim beim Anblick des internationalen Führerscheins durchgewunken. Andere Touristen, nur mit Landesführerschein bewaffnet, mussten blechen.

An manchen Stränden muss man auch ‚Eintritt‘ zahlen. Eine ältere Frau war besonders clever und hat sich an einer Straße, die zum Strand führt, eine Schranke errichtet und kassiert pro Roller 5.000 Rupiah. Das sind war ungefähr nur 40 Cent, aber wenn man bedenkt, dass man für 50.000 Rupiah zu zweit in einem Straßenrestaurant reichlich essen kann, dann kommt da schon über den ganzen Tag verteilt Kohle zusammen. (Leider bemerkten wir erst später, dass wir auch über eine andere Straße ohne Schranke an den Strand gekommen wären! :D)

Zusätzlich sammelten wir weiter Karmapunkte beim Besuch des Tempels Ulu Watu, der neben einer sagenhaften Aussicht auf’s Meer und die Steilküste auch eine Horde Affen bietet. Diese klauen fleißig die Sonnenbrillen und den Schmuck der Besucher, die die gefühlt 1.000 Hinweisschilder auf diebische Affen ignorieren und sich dann ärgern, wenn einer auf ihrem Kopf sitzt, verschmitzt grinst und die Sonnenbrille verbiegt. 🙂

Nach den Trips in den Süden des Südens düsten wir mit dem Rollerchen auch etwas nördlich nach Jimbaran zum Fischmarkt. Den zu finden war gar nicht so leicht, weil selbst die Leute, die dort wohnen, uns keine genaue Richtung sagen konnten. Auskünfte waren in der Art: „Fish market…hm…maybe this way!“ Doch irgendwann war er gefunden! So viele Fische, Krebse, Rochen, Muscheln, Krabben und Tintentische auf einem Haufen haben wir noch nie gesehen!

   

Ein Grillrestaurant direkt beim Markt lachte uns ziemlich an. Leider konnten wir nichts bestellen ehe wir nicht selbst losgetigert sind und uns im Markt Fisch gekauft haben, denn in dem Restaurant wird der Fisch nur gegrillt. Ein wenig belächelt haben uns die Fischverkäufer schon, weil wir nur 2 kleine Fische (ca 500 g) und einen kleinen Tintenfisch gekauft haben. Außerdem haben sie uns sicher über den Tisch gezogen, aber wir konnten eben auch nicht Kilos an Fischen kaufen! Der Preis war dabei aber immer noch sehr human. Mit Reis, Getränken, Fischen und Grillung haben wir zu zweit 70.000 Ruphia (5 €) bezahlt.

Am Abend zeigte sich dann wieder das komplette Gegenteil. Wir fuhren zum Single Fin, einer total hippen Bar mit Restaurant, die in die Klippen gebaut ist und einen wunderbaren Blick auf den Sonnenuntergang zeigt. Dort kostete, dann ein kleines Bier schon 40.000 und ein kleiner Mojito 90.000. Die Party in der Bar war nur noch verrückt! Auf drei Etagen waren hunderte an Menschen verteilt, schwitzten und tranken was das Zeug hielt. Sicherlich waren auch noch andere Drogen im Spiel, wenn man Verhalten und Erscheinung der Partygäste miteinbezieht ;). Meistens findet man hier, was das Essen angeht, keinen Mittelweg. Entweder ist es ein günstiges Straßenwarung oder ein überteuerter Szeneladen. Die teureren Sachen sind schon immer sehr schön aufgezogen und lecker, aber meistens ziehen wir das Warung vor: es gibt einfach viel mehr zu essen! 🙂

Eine unserer Homestay-Frauen, die wie Mütter immer am Parkplatz davor auf kleinen Hockern warteten, bis wir zurück waren und uns jedes Mal fragten, was wir denn so gemacht haben, hat uns dann noch ihren Neffen vermittelt, der uns zur letzten Destination nach Canggu zurückfuhr. Für eine Strecke von ca. 35 km braucht man hier aufgrund des Verkehrs etwa 2 Stunden! Seinem Kumpel, der ihn auf die ‚weite‘ Fahrt begleitet hat, haben wir noch die Postkarten für unsere Omas in die Hand gedrückt, damit er sie abgibt. Er hat sie leider ins Handschuhfach gesteckt und wir vermuten, dass sie da auch noch eine lange Zeit bleiben werden. Also, tut uns leid Omas, vielleicht kommen die Karten erst nächstes Jahr an oder nie! 🙂

 

Zurück bei den Auswanderern in Canggu haben wir nochmal richtig Sonne getankt und die letzten Tage entspannt ausklingen lassen. Wir sind schon recht traurig, hier jetzt verschwinden zu müssen, aber wir haben so viele schöne Sachen erlebt, dass es nicht ganz so schwer ist zu gehen. Kein Erlebnis davon möchten wir missen (auch den Agung nicht ;)).

Wie es oft so ist, vergeht die schöne Zeit viel zu schnell! Jetzt geht’s vom heißen und sonnigen Bali ins kältere Bayern (19 Stunden Flug).  Aber man soll ja nicht traurig darüber sein, dass etwas vorbei ist, sondern froh, dass es war! 🙂 Außerdem erwarten uns schon wieder neue Aufgaben, die dafür sorgen, dass uns so schnell nicht langweilig wird. Und im September steht dann schon dieses ominöse Referendariat an, bei dem wir sicher gern an den fabelhaften Urlaub zurückdenken werden. 🙂

Åkhun Kambodscha, terima kasih Indonesien! :*

Indonesien, Nusa Tenggara Barat: Gili Air – Strand – Schnorcheln – Schlafen

Nachdem wir nach der Agung-Besteigung ordentlich ausgeschlafen hatten, ging’s mit dem Kleinbus an die Küste nach Padang-Bai und mit dem Boot weiter Richtung Gili-Islands. Diese Inselgruppe liegt zwischen Bali und Lombok und besteht aus den Inseln Gili Trawangan, Gili Meno und Gili Air (auf dem Foto unten von links nach rechts). Obwohl die drei Inselchen ganz eng beinander liegen, sind alle drei komplett unterschiedlich. Gili Trawangan hat den Ruf eher Ballermannstimmung aufkommen zu lassen, Gili Meno zieht vor allem Pärchen in den Flitterwochen an und Gili Air ist eine Mischung aus beidem. Gili Air it is!

Die Insel kann man in zwei Stunden umrunden und in etwa 30 Minuten durchqueren. Als wir dort ankamen merkten wir sofort, wie der Stress von uns abfiel: es sind nämlich nur Kutschen, Elektroroller und Fahrräder erlaubt. Und so ratterten wir vom Hafen im Süden zu unserer Unterkunft um Norden per Kutsche einmal quer über die Insel. Unser bisher längster Aufenthalt (6 Nächte) sollte einfach nur zum Entspannen da sein. Von unserem Homestay aus mussten wir nur ungefähr dreimal umfallen und schon lagen wir auf bequemen blauen Liegen am weißen Strand vor türkisem Wasser und schlürften leckere Cocktails oder Säfte: a dream!

 

Ein bisschen bewegen wollten wir uns aber doch und so schnorchelten wir munter durch die Unterwasserwelt und kreuzten viele bunte und durchsichtige, kleine und große, dicke und dünne, lange und kurze Fische und sogar eine Schildkröte kam uns zu Gesicht, die sich ein wenig griesgrämig daherschauend am Seegras satt futterte.

Lustig ist das Englisch der Inselbewohner schon. Sie haben irgendwie die Angewohnheit kein ’sch‘ auszusprechen. Und so sagen sie immer, wenn sie abräumen wollen „you finis“ (finish) oder „fres fis“ (fresh fish), wenn sie dich zu ihrem Fischbarbeque locken wollen (in dem sie teilweise auf einem Holzbrett den Fisch einfach ohne Kühlung ausstellen und anbieten).  Als wir uns mal wieder in einem Spa verwöhnen ließen, sagte die Masseurin nach Johannas Body Scrub „you sauer“ (shower) um ihr zu sagen, dass sie das Peeling abduschen sollte. Zuerst verwirrt, weil sie ja eigentlich gar nicht sauer war, folgte Johanna aber dann doch den Anweisungen ;).

 

So verbrachten wir wirklich angenehme, ereignislose Tage auf der grünen Insel umringt von azurblauem Wasser und waren etwas betrübt, dass wir wieder abreisen mussten.

Leider regenete es bei der Abreise und das Meer war sehr stürmisch, was unsere Bootsfahrt ungemein schaukelig gestaltete. Valerie befürchtete schon, dass ihr übel werden würde und versuchte immer wieder durch die Fenster Festland zu erhaschen, damit ihre Gleichgewichtssinne nicht durcheinander kamen. Anscheinend ging es ihr aber nicht als Einzige so, denn nachdem eine andere Passagierin mit Spucktüten bewaffnet zurück in die Kabine kam und fragte, wer noch ein bräuchte meldete sich knapp die Hälfte der 150 Bootsinsassen. Und dann ging das Spektakel los: die ersten Tüten wurden benutzt und viele hingen richtig in den Seilen! Wir beschlossen uns das nicht länger mitanzusehen und gingen nach oben ans Deck, wo sich schon einige mutige und ebenfalls seekranke Leute aufhielten. Der Regen und die brausende See sorgten dann in Null Komma Nichts dafür, dass wir von oben bis unten durchnässt waren, aber da die Temperaturen hier ja immer schön warm sind, war das kein Problem. Valerie ging es dann bald ein bisschen besser (vielleicht auch, weil sie durch die Meereswasserduschen abgelenkt war) und wir sahen sogar Delfine quietschfidel durch’s Wasser hüpfen und unseren alten Kumpel den Gunung Agung wieder! So entspringt allem Schlechten auch immer etwas Gutes!

  

„Alle Unzufriedenheit über das, was uns fehlt, scheint mir aus unserem Mangel an Dankbarkeit für das, was wir haben, zu entspringen.“ (Robinson Crusoe)

 

Indonesien, Bali: Mount Agung – Auf’m Vulkan, da gibt’s koi Sünd (aber a koi Gnade)!

Frei nach dem Motto: Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, muss der Prophet eben zum Berg kommen wollten wir auf Bali einen Vulkan besteigen. Nur welcher sollte es sein? Natürlich der höchste und heiligste auf Bali – Gunung Agung; wenn schon denn schon! 🙂 Viele Rezensionen haben wir gelesen: „anstrengend“, „ist es wert“, „man muss fit sein“. Alles im Nachhinein gesehen total untertrieben! Aber wir wussten ja vorher nicht, welche Suppe wir uns da eingebrockt haben!

Voller Tatendrang ging’s nachts los! Um 22:30 wurden wir in Ubud von unserem Fahrer abgeholt, luden noch zwei Holländerinnen (zwei Eulen, die sich später als ziemlich nervend, ständig gackernd und sowas von nicht auf unserer Wellenlänge befindend herausstellten) irgendwo im Nirgendwo der Insel ab und schon ging die Fahrt zum Agung los. Ohne Sicherheitseinweisung oder Fragen zu Gesundheit und Fitness wurde uns jeweils ein Wanderstock und eine Hirnbirn in die Hände gedrückt und wir starteten um 1:30 auf 1.500m über Meereshöhe und sollten zum Südgipfel bis 2.900m hoch steigen. Die ersten Höhenmeter bestanden aus Treppen, die zu einem Tempel führten, an dem unser Führer erst mal für einen guten Aufstieg betete und die obligatorischen Räucherstäbchen auspackte.

Der Aufstieg war nicht ohne, aber machbar. Es ging im Prinzip ständig nur gerade bergauf, also nicht wie bei uns, dass man einem serpentinenartigen Wanderweg folgt, sondern auf dem kürzesten Weg, schnurstracks zum Gipfel. Für alle Bergsteiger unter euch: Valerie vergleicht die Beschaffenheit der letzten 15 Minuten der Kampenwand mit dem kompletten Berg! Zuerst liefen wir auf einem ausgewaschenen Waldweg mit vielen Wurzeln, dann auf Lavageröll und die letzte Stunde war auf glatten großen Steinen, die man nur im Vierfüßlergang bewältigen konnte. Zuerst ist es komisch nur den durch die eigene Stirnlampe beleuchteten Weg zu sehen, aber wir glauben, dass es auch besser so ist, weil man dann nicht sieht, was einem beim Abstieg erwartet. 🙂 Der 4-stündige Aufstieg war schon fordernd, vor allem weil wir ständig im Hinterkopf hatten, dass wir genau den gleichen Weg auch wieder absteigen mussten!

Oben auf dem Berg angekommen, schafften es neben uns etwa noch 20 andere Leute aus allen Ecken der Welt und wir sprachen kurz darüber, ob so eine Wanderung in ihrem Land möglich wäre. Alle stimmten ein, dass bereits die Versicherung für so eine Aktion horrende Summen annehmen würde. Wir waren auf keinem Stück durch ein Seil oder Ähnliches gesichert. Im Nachhinein betrachtet war das eine ziemliche Harakiri-Aktion!
Nach einem klitzekleinem Frühstück (uns wurde Größeres versprochen!) und Kaffee (nichts hätte Valerie wohl in diesem Moment glücklicher machen können) verharrten wir noch 1 Stunde auf dem Gipfel bis die Sonne aufging, was wirklich ein unvergesslicher Moment war und die Strapazen des Aufstiegs vergessen lies. Danach gabs die übliche Zeit für Fotos und um 7 Uhr traten wir auch schon den Abstieg an.

 

Der hatte es allerdings in sich! 1.400 m Abstieg lagen vor uns und bereits auf den ersten Metern merkten wir, dass das gar kein Spaß werden würde. Die Guides hopsten leichtfüßig den Berg runter und wir kamen uns vor wie Wanderschnecken. Auch wenn sie ständig sagten „relax, concentrate“ war das alles andere als leicht umzusetzen und schon rutschen und stolperten wir runter. Nach einem Sturz und Rutsch mit verdrehten Knie (ja, mein Bein war verdreht! :)) ging bei Johanna aufgrund brutaler Knieschmerzen nichts mehr und so musste sie der Bergführer 3 Stunden lang an der Hand haltend runterführen. (Der arme Kerl ging fast immer rückwärts den Berg runter und ist kein einziges Mal gerutscht!) Das Schlimme daran war, es hätte auch gar nichts gebracht, sich einfach vor Erschöpfung hinzusetzen und zu verzweifeln. Wir mussten da runter. Auch bei Valerie setzten bald Schmerzen am operierten Knie ein und so eierten wir zu dritt mit wackligen Knien und großer Angst wieder zu rutschen oder zu stürzen (O-Ton Valerie: „ich hab primär nur daran gedacht, nicht zu sterben“) den Berg runter, der Guide voraus immer wieder sagend: „we can do it, we are a team!“ Der Ofen war absolut aus! Und sage und schreibe nach 4 Stunden war es endlich geschafft.
Für uns beide war das mit Abstand das Anstrengendste, das wir unserem ganzen Leben gemacht haben. Die Kommentare im Internet, dass man für den Agung fit sein müsse, sind meilenweit untertrieben. Ein Drittel der Agungbesteiger brechen nach der ersten Stunde des Aufstiegs ab und machen sich auf den Rückweg. Wie sagt man so schön: Nur die Harten kommen in den Garten. Als wir am Zahnfleisch daherkommend, aber glückselig, den Parkplatz erreichten, steckten wir dem Guide noch ein ordentliches Trinkgeld zu, denn ohne ihn hätten wir das beide nicht geschafft und wären vermutlich eines qualvollen Todes auf dem Berg gestorben (wahrscheinlich hätten uns die Affen, die wir beim Aufstieg aufgrund des eingeschränkten Beleuchtungsfeldes auch nicht sahen, bis auf die Knochen verputzt). Zwar können wir nicht behaupten, dass wir den Berg in die Knie gezwungen haben, er uns aber auch nicht! 🙂
Gut, dass wir jetzt weiter auf die Gili Islands düsen und dort den wohl kommenden Fetzenmuskelkater auf der Strandliege auskurieren können. 🙂

We did it!

 

Indonesien, Bali – Changgu + Seminyak: Happy Nyepi!

Nachdem unser Flieger nach Denpasar eine Stunde verspätet war, nutzen ein paar Balinesen die Gunst der Stunde und kamen ins Gespräch mit Hellhäutern wie uns. Es ist eigentlich ziemlich interessant mal ein Exot zu sein! Nicht nur der Flieger, sondern auch unser Fahrer vom Hostel hatte Einiges an Verspätung. Seiner Körpersprache nach zu urteilen, er kam recht lässig und obercool angeschlendert, kratzte ihn das aber relativ wenig. So fuhr uns der kleine (er war fast 2 Köpfe kleiner als Valerie) Balinese mit ordentlich viel Technomusik durch den Abendverkehr nach Changgu, DEM Ort auf Bali für Aussteiger, in unser Hostel.

Leider war die Unterkunft ein bisschen ab vom Schuss, aber im Grunde war es ziemlich lässig dort mit gutem Essen und absoluter Strandnähe. Beim ersten Strandspaziergang auf Lavasand ereignete sich dann eine kleine Krise, denn Johannas Handy wurde von einer heimtückischen Welle erwischt und hat sich im Handumdrehen ausgeschalten. Nach 2 Tagen in Reis gelagert, erlebte es aber eine Wiedergeburt und alles war wieder im Lot. Wir vermuten stark, dass es an unserem massenhaft gesammelten Karma lag, das wir durch Tempelbesuche in adäquater Kleidung (nicht in Short und Top, nein nein) akkumuliert haben ;).

Am Tag drauf wartete nach einem feinen Frühstück schon ein Highlight: Valeries zweite und Johannas erste Surfstunde stand an! Zusammen mit einem Spanier, der am Vortag zu tief ins Glas geschaut hat (deshalb den Surfunterricht auch vorzeitig abbrechen musste) und 3 Surflehrern im Gepäck ging es an den Echo-Beach, der vor allem für Einsteiger schöne Wellen bietet. Unsere beiden Surflehrer waren sehr fröhlich, was vielleicht auch an unserer abgelieferten Leistung lag :). Die erste Welle erfolgreich zu stehen ist schon ein umwerfendes Erlebnis, auch wenn wir ordentlich viel Salzwasser geschluckt und uns ein paar Abschirfungen und blaue Flecken (Johanna denkt, dass an ihrem blauen Fleck vielleicht ein kleiner Hai Schuld war :)) zugezogen haben. Wiederholenswert! Auch den balinesischen Straßenverkehr haben wir erkundet und einen neuen Tempel und Freunde von Johanna, die derzeit auf Bali leben, besucht. Sie haben uns auch in die kleinen Straßenrestaurants, sogenannte Warungs, eingeführt, wo man für sehr wenig Geld (1-5 Euro) vom Buffet reichlich Essen aussuchen kann: also genau das Richtige für uns!

Danach ging es für uns weiter nach Seminyak, wo wir für drei Nächte ein schickes Hotel – man gönnt sich ja sonst nichts – bezogen, denn zum einen hatte Johanna Geburtstag (und das sollte ja ordentlich gefeiert werden!) und zum anderen war Nyepi – das Neujahrsfest der Hindus. Glücklicherweise fanden wir gleich gegenüber vom Hotel ein sehr preiswertes und leckeres Warung – das neue Stammlokal für Seminyak war also gefunden! Hurrah! Der Ort ist ein bisschen touristischer als Changgu und hat den Ruf eher Pärchen in den Flitterwochen anzuziehen, aber so verschlafen hat er gar nicht gewirkt. Es gibt viele kleine Modeboutiquen, die aufgrund ständiger Regenschauer auch alle von uns erkundet wurden! Die Outfits und Accessoires für die Party am 26. abends waren also bald gefunden. Eigentlich wollten wir an dem Tag zu den Traumstränden im Süden, aber das Wetter spielte nicht mit und so mussten wir LEIDER den ganzen Tag im Spa und in den Modeboutiquen durchbringen…das war schon sehr unangenehm! 😉 Nach leckerem Abendessen haben wir durch Zufall wieder eine Disco gefunden, in der wir die Nacht durchtanzten.

Am Tag drauf und eigentlich auch schon in den Wochen vorher begannen die Vorbereitungen für das Neujahrsfest (2017 ist nach hinduistischem Kalender 1939). Es finden etliche Prozessionen statt, bei denen viele Opfergaben (kleine geflochetene Körbchen mit Blumen, Schokoriegeln, Keksen, Geld oder auch Zigaretten), die obligatorischen Räucherstäbchen und viele Menschen in weißer Kleidung mit im Spiel sind und auf der Straße sitzend beten.

Ein Freund erzählte uns, dass gläubige Hinduisten bis  zu einem Drittel ihres Monatseinkommens für diese Prozessionen und Zeremonien ausgeben. Obwohl wir erst zwei Länder bereist haben, erleben wir schon die dritte Religion: Buddhismus in Kambodscha, Islam auf Java und Hinduismus auf Bali. Generell ist Indonesien muslimisch, aber auf Bali hält sich eine spezielle Form des Hinduismus, wie das kleine gallische Dort bei Asterix und Obelix :)!

Nyepi – der Tag der Stille ging vom 28. um 6 Uhr morgens bis zum 29. um 6 Uhr morgens. In dieser Zeit sind bestimmte Regeln zu befolgen:

  1. das Haus/Hotel darf nicht verlassen werden
  2. man muss sich ruhig verhalten; keine Musik, keine Vergnügungen, kein Gebrüll
  3. man darf nicht arbeiten
  4. Licht/Feuer, das aus dem Haus hinausscheint ist verboten

Über die Einhaltung der Regeln, vorallem über das Ausgehverbot, wacht die Religionspolizei (kein Scherz, sowas gibt’s!). Der Sinn hinter diesen etwas einschränkend wirkenden Regeln ist folgender: auf der einen Seite stellt das neue Jahr einen Neuanfang dar, der möglichst rein begangen werden soll. Zum Anderen sollen Dämen und Geister denken, dass die Insel unbewohnt ist und sie so an ihr vorbeiziehen. Manche Hotels sind komplett zu, bei den offenen Hotels müssen die Angestellten 24 Stunden im Hotel bleiben (Notfälle sind natürlich ausgenommen). Unser Hotel hatte auch nur offen, weil dort auch Muslime angestellt waren, die an diesem Tag arbeiten konnten.

Was macht man also die ganze Zeit, wenn man nicht aus dem Haus darf? Die Antwort ist leicht: essen! Und so ist am Tag vor Nyepi ein wahnsinniger Ansturm auf die Supermärkte. Ok, wenn bei uns die Geschäfte über Ostern oder Weihnachten geschlossen sind, machen wir auch Hamsterkäufe, aber so viel TamTam für einen einzigen Tag, haben wir noch nicht erlebt. Wir glauben, dass es zum Einen an den viele Touristen hier liegt und zum Anderen daran, dass durch die günstigen und omnipräsenten Warungs einige Leute mindestens einmal am Tag dort etwas essen und deshalb grundsätzlich weniger Vorräte Zuhause haben. Auf jeden Fall war dieser Supermarkteinkauf eine Riesengaudi und sehr spaßig mitanzusehen. Auch wir haben uns natürlich mit Essen eingedeckt.

Am Tag vor Nyepi werden grässlich aussehende Monster (aus Pappmache), sogenannte Ogoh-Ogohs durch die Straßen gezogen – sie sollen die bösen Geister anziehen – später werden sie dann verbrannt, damit alles Negative vor Neujahr aus den Städten und Dörfern verbannt wird und das Jahr rein begonnen werden kann. Also sind auch wir mit vielen anderen tausend Leuten zur Hauptstraße getigert. Was wir dann sahen war schon ziemlich beeindruckend. Um 20 Uhr ging das Ganze los und insgesamt wurden 6 Ogoh-Ogohs durch die Straße getragen. Sie stehen immer auf einer Art Bambusrohrgerüst, das bei großen Monstern von jungen Männern und bei kleinen Monstern von kleinen Jungen getragen wird. Zu jedem Ogoh-Ogoh gehört eine Gruppe von Menschen, die tanzen, trommeln, singen oder andere Musik machen. Im Prinzip machen diese beiden Teile dann eine Art Choreografie, in dem sie sich aufeinander zu und voneinander weg bewegen. Durch viel Lärm sollen die Dämonen ausgetrieben werden. Es ist ein riesengroßes Spektakel!

Ausgerüstet mit unseren Vorräten und 4 DVDs saßen wir also am 28. März in unserem Hotelzimmer und versuchten uns den Tag um die Ohren zu schlagen. Paradoxerweise war es an diesem Tag im Gegensatz zu den verregneten zwei Vortagen den ganzen Tag sonnig! So konnten wir zumindest vormittags ein wenig Sonnenstrahlen am Pool tanken und mussten nicht 24 Stunden im Zimmer verbringen. Den Rest des Tages haben wir dann Filme geschaut und gefuttert. Es war auf jeden Fall ziemlich witzig, dass wir so eine Neujahrszeremonie miterlebt haben, aber jetzt ist es auch mal wieder Zeit, dass wir mehr Sonne und Strand sehen. 🙂

Happy Nyepi!

Valerie und Johanna

Indonesien, Java: Und täglich grüßt der Muezzin!

Unsere Zeit in Kambodscha war also jetzt vorbei. Das Land hat sich als sehr facettenreich dargestellt. Interessant, schockierend, dreckig, chaotisch, laut, voll, arm, traurig, prunkvoll, überfordert – um nur einige Adjektive zu nennen, die wir mit unserer Reise verbinden. Wenn wir ein Resümee ziehen müssten, dann war Kambodscha auf jeden Fall eine Reise wert. Zieht man die jüngere Geschichte des Landes mit in Betracht, dann ist es nicht sehr verwunderlich, dass es an vielen Orten im Menschen- und Müllchaos versinkt! Wir wollen die Erfahrungen und Eindrücke, die wir dort gesammelt haben, auf keinen Fall missen, haben aber auch für uns selbst festgestellt, dass wir nicht unbedingt ein zweites Mal nach Kambodscha reisen müssen. Dafür gibt es auf der Welt noch so viele andere Ecken zu entdecken. Und die nächste Ecke stand ja schon vor der Tür!

Also ging es von Phnom Penh weiter nach Jakarta auf Java/Indonesien mit Zwischenstopp im sehr sauberen Flughafen von Singapur. Da uns von vielen Seiten von einem Aufenthalt in der Hauptstadt Indonesiens abgeraten wurde und wir nicht schon wieder im Trubel einen Megastadt versinken wollten, sind wir nach der Ankunft um 21:15 am nächsten Morgen um 5:50 gleich weiter nach Yogyakarta (oder Yogya für die coolen Kids) gedüst und haben uns clever auch noch das Hotel gespart. Ehrlich gesagt war die Nacht am Flughafen auch nicht viel schlimmer als die Nächte in Phnom Penh! 🙂

Yogya ist eine recht aufgeweckte und bunte Stadt mit vielen kleinen Restaurants und Lädchen. Das indonesische Grün war im Gegensatz zum braunen und kargen Kambodscha eine Augenweide. In unserem Hotel angekommen, haben wir gleich festgestellt, dass wir wohl so ziemlich die einzigen Gäste dort sind, obwohl es ein kleines, süßes Hotel war. Aber auch ohne Gäste wuselten ständig 5-10 Indonesier (durchschnittlich kamen auf einen Gast immer 4-5 Hotelangestellte) geschäftig in der Gegend rum und haben irgendwelche Dinge von A nach B getragen oder durchgewischt (das lieben sie!). Am nächsten Morgen ging die Reise dann zum Tempel in Borobudur. Die Stimmung war viel angenehmer als in Angkor, weil man den Moment des Sonnenaufgangs mit weniger Menschen teilen musste und es dementsprechend auch viel stiller war. Vom Tempel aus, konnte man weit über die grünen Wälder zu den Bergen sehen. Ein wirklich gelungener Start für die neue Reiseetappe!

 

Aber auch in Yogya selbst gab es viel zu erkunden. Obwohl man sagen muss, dass wir zwei für Manche anscheinend auch ein kleines Highlight darstellten. Ob beim Borobudur-Tempel oder im Palast des Sultans, überall wurden wir gefragt, ob man ein Fotos mit uns machen könne. 😀 Eine Frau hat beim Foto Johanna fest am Bauch gepackt (vielleicht dachte sie, dass es Glück bringt. So wie es bei uns Glück bringen soll einen Schornsteinfeger zu berühren!) Auch unsere hellen Beine zogen manche Blicke auf sich. Obwohl Indonesien zum Großteil muslimisch ist und das Gebet des Muezzins mehrmals täglich durch überall zu findende Lautsprecher dröhnt, kam uns Yogya sehr westlich vor. Die Frauen trugen zwar zu 90% Kopftücher, wirkten aber keineswegs eingeschränkt oder ähnliches.

Auch kulinarisch war wieder Einiges geboten. Angefangen beim Frühstück im Hotel! Zur Auswahl gab’s 4 Frühstücke:

1) Amerikanisch (Ei, Würstchen, Speck, Tomaten, Toast),

2) Indonesisch (Mie Goreng – Gebratene Nudeln)

3) Indonesisch (Nasi Goreng – Gebratener Reis)

4) Continental (Hühner-Gemüsesuppe, Gemüse als Salat mit Ketchup-Mayo-Dressing, Toast, Obst)

Also wer ihnen erzählt hat, dass wir Suppe und Gemüse zum Frühstück essen, der war auch ein großer Scherzkeks! In der geschäftigen Straße Malioboro, in der sich die kleinen Gruschelläden, Batik-Shops und Art-Galleries (da wollte uns immer jeder hineinschleppen) aneinanderreihen, gibt es auch einen Bereich, in dem man günstiges Straßenessen abstauben kann. So ein Stand, wie ein größerer, durch drei Seiten geschlossener Pavillon, umfasst meistens eine Herdplatte, eine Fritteuse, einen Reiskocher und einen großen Teppich, auf dem kleine, lange Tische stehen. Auch hier, geht einer in den anderen nahtlos über. Obwohl wir uns mutig an einen solchen Stand wagten (eigentlich sieht man nur Indonesier drinsitzen), reichten unsere Indonesisch- und des Kochs Englischkenntnisse nicht aus, um unsere Bestellung richtig zu vermitteln. Und so bekamen wir…Reis mit scharfer Soße! 😀 Das war also unsere erste Straßenstand-Experience in Indonesien, wunderbar!

Was in Kambodscha das Tuk-Tuk ist, ist in Yogya die Rikscha. Ob motorisiert oder durch meist ziemlich magere indonesische Männerbeine betrieben, ist sie das Mittel, um sich fortzubewegen. Zu Beginn haben wir uns einen eher älteren Fahrer ausgesucht (den wir erst aufwecken mussten :D), was uns nachträglich ziemlich leid tat, weil er bei jeder noch so kleinen Erhebung schieben musste und ziemlich schwer atmete. Jetzt sind wir beide ja nicht wirklich schwer und breit, haben aber nebeneinander grad so in die Rikscha gepasst :).

Und so ließen wir uns drei Tage lang durch die Stadt kutschieren. Auch der Vogelmarkt, der im Großen und Ganzen wie ein Taubenmarkt bei uns zuhause ist, wurde erkundet. Neben Tauben, kleinen Vögeln, Wellensittichen, Hühnern, gab’s dort auch Hunde, Katzen, Reptilien und Fleckenmusangs (von denen der teuerste Kaffee der Welt, Kopi Luwak, produziert wird, indem die Bohnen vorher ihren Verdauungstrakt durchlaufen; leider geschieht dies meist schon unter extrem grausamer Käfighaltung).

Yoyga hat uns sehr gut gefallen und war wirklich ein toller Einstieg in Indonesien. Aber schon wartete der nächste Flug auf uns. Es ging weiter nach…BALI (das eigentliche Ziel der ganzen Reise :)).

Kambodscha: Zwischen Goldbuddhas und Müllbergen

Anreise: Es reist sich besser mit leichtem Gepäck.

So, jetzt soll also das Abenteuer Kambodscha und Indonesien losgehen, das vor knapp einem halben Jahr aus einer Mojito-Laune heraus entstanden ist. Mit zwei Zwischenstopps flogen wir von München über Muskat/Oman (fast ausschließlich komplett verschleierte Frauen, strikte Geschlechtertrennung, viele musternde Blicke) und Bangkok nach Siem Reap. Die Flüge waren zwar lang, aber relativ gemütlich und unser Schlaf wurde nur durch die Essensausgaben gestört. Davon gab’s allerdings reichlich, was selbst uns irgendwann mal zu viel wurde. Der Mann neben uns, anscheinend schon daran gewöhnt, schob sich im halbstündigen Takt Muffins, Brötchen, Hauptgerichte und Sandwiches in den Mund und schien trotzdem nicht satt zu werden! Als wir in den Flieger stiegen, freuten wir uns zuerst über unser `Paket` mit Zahnbürste, Seife, Oropax, Schlafbrille und … Socken! Unser Gepäck wollte wohl noch eine Nacht in Bangkok bleiben, weshalb wir erst einmal ohne auskommen mussten. Mit Visum am Flughafen ausgestattet ging die erste Fahrt mit dem Tuk-Tuk vom Flughafen zum Hotel. Diese erste Fahrt versetzte uns wirklich in Staunen. Und auch heute noch, nach anderthalb Wochen kambodschanischen Verkehrs, können wir nicht glauben, wie dieses System so reibungslos funktioniert. Die Regeln haben wir noch nicht komplett durchschaut, aber hier ist ein Annäherungsversuch:

  1. Generell fährt man rechts außer man muss nach links, in dem Fall fährt man dann so schnell wie möglich einfach nach links, auch wenn man in der neuen Straße dann auf der falschen Seite rauskommt.
  2. Bei Dunkelheit sind Helme für Mofas und Tuk-Tuks überflüssig – der Helm dient also tagsüber eher als Sonnenschutz für die Birne.
  3. Geblinkt wird mit Handzeichen, wie beim Radfahren.
  4. In einen Bus (für Einheimische; wir sprechen nicht von einem klimatisierten Bus für Touristen) passen so viele Leute wie reingehen. Ist unten kein Platz mehr, wird das Dach genutzt.
  5. Der, der die lauteste Hupe hat, ist der Chef. Hupen gilt generell nicht als Ausdruck für „Obacht!“ oder „man, fahr doch nicht so einen Schmarrn zam“, sondern eher als Zeichen für „Ich komme!!“
  6. Touristenbusse werden gern mit Verwandten und Bekannten aufgefüllt. Sobald ein Platz frei ist, wird noch schnell die Cousine 13. Grades angerufen: „Hey, Lust auf einen Trip nach Phnom Penh? Die Touristen zahlen 12 Dollar, wir könnten für 4 Dollar mitfahren.“ Außerdem scheint der Bus der Platz des Telefonierens zu sein. Mit Klingelton auf voller Lautstärke, versteht sich.
  7. Kühe sind anerkannte Verkehrsteilnehmer und können sich frei auf der Straße bewegen – sie dürfen alles und müssen dabei auch nicht hupen 😉

Auch wenn der Verkehr uns ziemlich unorganisiert erscheint, funktioniert er irgendwie recht reibungslos und das ist ja die Hauptsache. So hat auch unser Tuk-Tuk Fahrer Tong uns heil zum Hotel gebracht.

 

Siem Reap – „Ladyyyyy, Tuk-Tuk, cheap cheap“ (jeder Tuk-Tuk Fahrer, immer)

Vom langen Flug ganz platt haben wir zu unserem großen Ärgernis schon gleich mal das Frühstück verpennt, äußerst ärgerlich!! Aber die gute Nachricht war, dass unser Gepäck schon angekommen war. Also ab unter die Dusche, rein in luftige Kleidung und ab mit dem Tuk-Tuk ins Zentrum von Siem Reap! Die bunten Stände mit vielen Farben und allerhand zu sehen waren ein Augenschmaus und auch die obligatorische Fisch-Fuß-Massage, eine sehr witzige Angelegenheit, wollten wir nicht auslassen. Abends freuten wir uns auf eine entspannende Massage im Hotel, doch die kleinen, zierlichen Damen langten kräftig hin und kneteten, rissen, drückten, klopften und zogen an unseren Extremitäten und Muskeln, sodass das Bild einer sanften Rückenmassage schnell verflog. In Kambodscha kann man ja mehrere Götter anbeten, bei Johanna war es in dieser Nacht der Porzellangott, der ihr keine Ruhe ließ, weshalb sich unser Angkor-Trip um einen Tag nach hinten verschob. Auf der Suche nach etwas Essbarem wollten wir den Markt der Einheimischen am nächsten Tag erkunden…nachdem wir 100 m tief hineingegangen sind, marschierten wir rückwärts wieder raus! Fisch und Fleisch ungekühlt bei 32 Grad umzingelt von Fliegen daliegen zu sehen und auch zu riechen, war dann doch nicht das Unsere. (Dann gibt’s eben Kekse und Weißbrot…)

Abends fuhr uns Tong, ein kleinerer, leicht untersetzter, immer lächelnder Kambodschaner, zum Sonnenuntergang bei den Tempeln, der leider wenig spektakulär war. Danach ging’s in die Stadt. Aufgrund der Götterverehrung der Vornacht gingen wir auf Nummer sicher und aßen Pizza, die mit ordentlich viel kambodschanischem Bier (0,4l für 1 Dollar) – Alkohol desinfiziert ja, oder? – runtergespült wurde. Auf dem Weg zu einer Toilette landeten wir dann unabsichtlicherweise in einer Disco und mitten auf der Tanzfläche zwischen lauter kleinen Kambodschanern – alle auf Johannas Augenhöhe. Auch in der Rooftopbar mit Livemusik ließ es sich extrem gut aushalten.

So tuk-tukten wir um Mitternacht wie Aschenputtel zum Hotel zurück und fielen in einen Dornröschenschlaf, der um 4:15 jäh durch das Klingeln des Weckers beendet wurde. Sonnenaufgang bei Angkor Wat war angesagt! Unsere Augenringe erzählten die Nacht, doch die Aussicht auf Frühstück to-go (4 Scheiben Toast mit Ei und Marmelade für Jede) lockten uns ins Tuk-Tuk zu unserem treuen Tong. In der Dunkelheit Kambodschas (stockmauernfinster war’s!) verspeisten wir unser Pschoarbackerl und erweckten die Lebensgeister bis Tong sagte: „und jetzt geht ihr einfach geradeaus weiter, ich warte hier.“ Wie? Geradeaus?Wohin? Man sah kein Licht, nur vereinzelt andere Touristen. Ein bisschen mulmig war uns da schon zumute. Irgendwann versammelten sich alle an einem Tümpel, von dem aus man die Türme Angkor Wats sah. Wartend aßen alle anderen Touristen ihr Frühstück, das wir ja schon längst verputzt hatten, weswegen uns nur die mitgebrachten Minibananen blieben. Als die Sonne dann hinter dem Tempel aufging war das schon ein besonderer Moment, doch ebenso eindrucksvoll waren die Massen an Menschen, die jetzt zum Vorschein kamen. Mit Tuk-Tuk und Tong erkundeten wir noch andere Tempel, wobei uns der Bayon und der Ta Prohm am besten gefielen. Es mag an der brennenden Hitze oder an unserem vornächtlichen Bierdurst gelegen haben … wir hatten genug von den Tempeln! Und so kamen wir gerade rechtzeitig zum zweiten Frühstück ins Hotel zurück. Der Rest des Tages war dann entspannt, weil abends um 23:30 schon der Nachtbus nach Phnom Peng starten sollte.

 

Wir hatten ja vorher schon viele Horrorstories über solche Nachtbusse gehört (Unfälle, dreckig, ausgeraubt, etc.) und uns deshalb schon auf das Schlimmste eingestellt, doch alles lief super! Die Liegeflächen waren bequem und sauber, der Bus war pünktlich und es war relativ leise. Doch unsere Körper hatten da noch ein verwirrtes Zeitverständnis und deshalb konnte man nicht wirklich von erholsamem Schlaf sprechen.

Um 5 Uhr kamen wir in der Hauptstadt Phnom Penh an, gerade zu dem Zeitpunkt als diese erwachte! Viele Morgensportler joggten am Mekong entlang (vermutlich so früh um dem Smog zu entfliehen, der über der Stadt hängt) oder machten witzige gymnastische Übungen. Uns verschlug’s zuerst in eine Art Restaurant, in dem sich 4 lustige Kambodschaner um 5 Uhr eine riesige Platte Nudeln mit Gemüse und Fleisch und etliche Bier gönnten. Entweder kamen sie da gerade vom Feiern oder das war die kambodschanisches Art des Frühschoppens. Auf jeden Fall sah es recht spaßig aus! In einem anderen Café frühstückten wir dann und der Kellner machte uns das Angebot, dass wir 4 Tassen Kaffee kriegen, wenn wir 4 Frühstücke (Frühstücks? Frühstücken? Frühstuckteen?) bestellen würden. Da ein Frühstück schon aus 3 Scheiben Toast bestand (bei 4 Frühstücken dann 12 Scheiben) dachte er entweder, dass wir sehr hungrig wären oder dass wir die 4 Tassen Kaffee mehr als bräuchten (Augenringe!!). Nach 3 Stunden Aufenthalt führte uns der Weg weiter in den Süden nach Sihanoukville, wobei wir nicht genau wussten, wo genau Phnom Penh endete, weil sich die Dörfer einfach so neben der Hauptstraße aneinanderreihen.

Auf der Fahrt wurde uns die große Schere zwischen Arm und Reich in Kambodscha (das Land zählt immer noch zu einem der ärmsten Länder weltweit; das Jahreseinkommen eines Kambodschaners in Dollars bewegt sich eher im 3-stelligen als im 4-stelligen Bereich) wieder bewusst. Der Großteil der Bevölkerung lebt in unglaublich armen Verhältnissen. Meistens sind es nur notdürftig zusammen gezimmerte Wellblechhütten mit einem Sonnenschirm, der für kambodschanisches Bier wirbt und entweder die Ölflaschen für die Tuk-Tuks oder das zu verkaufende Obst vor der Sonne schützt. Dazwischen stehen aber immer wieder tempelartige, herausgeputzt Villen. Neben dem Unterschied bei Häusern ist auch der Müll ein Indikator für den Reichtum bzw. die Armut. Hauptsächlich sieht man am Straßenrand richtige Müllberge. Auch vor den Hütten, in den „Gärten“ und den Rinnsalen neben der Straße liegt überall Plastik, das hier und da einfach offen verbrannt wird. Kommt man allerdings in die Großstadt, ist von all dem nichts mehr sichtbar. In den Tempelanlagen von Angkor wird sogar das Laub am Straßenrand weggefegt. Die Ticketpreise für einen Tagespass wurden erst vor Kurzem von 20$ auf 37$ erhöht (fast verdoppelt!!), aber es bleibt zu bezweifeln, dass irgendetwas von dem Geld der Bevölkerung zugute kommt.

 

Sihanoukville, auf deutsch übersetzt: der Müllberg

Diese Stadt ist ein einziger Graus! Unser Hostel lag zwar sehr zentral und gefiel uns gut, aber die Stadt an sich machte den guten Eindruck wieder zunichte. Generell gibt es nichts Besonderes dort zu sehen. Laut Reiseführer sollen aber die Strände besonders schön sein. Also nahmen wir ein Tuk-Tuk zum etwa 15 Minuten entfernten Strand Otres-Beach, der als Highlight und als sauber und menschenleer beschrieben wurde. Es ging vorbei an Müll, Müll und nochmal Müll. Unter der Sonne Kambodschas stinkt der natürlich unglaublich. Hier und da steht dann wieder so ein Müllhaufen in Flammen, weil die Leute nicht wissen, wo sie ihren Müll hinbringen sollen. Dazwischen grasen abgemagerte Kühe und Büffel und versuchen gemeinsam mit den mageren Hühnchen etwas Essbares zu finden. Am Strand angekommen, kam dann bald ein wenig Ernüchterung. Eine Reihe von Strandliegen quetschte sich an die nächste und bei jedem Schritt sah man angespülten Müll. Entweder waren wir nicht am richtigen Strandabschnitt oder im falschen Film! Doch zumindest war der Tag am Strand angenehmer als in der Stadt und gab uns schon mal einen kleinen Vorgeschmack auf das, was uns auf Koh Rong, einer Insel vor Sihanoukville, erwarten sollte.

 

Koh Rong – angekommen im Paradies

Es war ein wunderbares Gefühl die Hektik und den Dreck der Stadt hinter uns zu lassen und auf’s offene Meer rauszutuckern. Mit 6 anderen Leuten (3 Pärchen und wir!!) beförderte uns das Bötchen innerhalb von 2,5 Stunden auf die Insel. Kaum angekommen wurden wir schon mit einem leckeren Begrüßungsdrink in Empfang genommen und ab da wussten wir, dass wir hier richtig sind :). Die 3 Nächte verbrachten wir direkt am weißen Sandstrand in einem kleinen Bungalow mit Dusche und WC (keine Spülung, aber man gewöhnt sich dran). Weit und breit war auf diesem Strandabschnitt nur unser Resort und diese Einsamkeit ließ sich wirklich gut aushalten. Leckeres Essen gab’s im Restaurant am Strand, das auch sonst das soziale Zentrum bildete. Nach so viel Strapazen in der Stadt wollten wir abends gleich mal die Bar ausprobieren und verstanden uns unter ordentlichem Mojitoeinfluss (die Gläser auf der Insel schienen sich wie durch Magie immer wieder aufzufüllen! Wenn das hier so ist, wollten wir uns nicht sträuben!)  prächtig mit dem etwas schrägen kambodschanischen Barkeeper, der gern mal die Endsilben der Worte vergessen hat, was manchmal zu Verwirrung führte (meinte er jetzt Franzosen (french) oder Freunde (friends)? Ausgesprochen hat er nur ‚fren‘) und seinem rotweintrinkenden Kumpel, dem die Augenlider schon auf Halbmast hingen, der ständig sein Lieblingspartylied abspielte und in jeden Satz ‚What the hell!‘ einbaute. In Kambodscha sind die Preise ja ziemlich niedrig. Auf der Straße kriegt man schon für 3 Dollar richtig viel zu essen. Deshalb dachten wir, dass 150 Dollar für die Insel ja locker reichen würden. Hm…am Ende des ersten Abends hatten wir bereits eine Zeche von 46 Dollar! 😀

Die ersten beiden Tage verbrachten wir nur damit uns zu sonnen, zu essen und im Meer zu plantschen und ein bisschen Kajak zu fahren. Das Spannendste war Sonnenbrand. Doch am Abend vor der Abreise unternahmen wir noch eine kleine Bootstour. Zuerst schnorchelten wir vor einer Insel (naja, die Unterwasserwelt ist nicht wirklich farbenfroh, aber man sah relativ viele Fische und verschiedene Korallen) bevor wir uns den schönen orangenen Sonnenuntergang ansahen und dabei eine Runde angelten (in Kambodscha wird die Angelrute einfach durch eine Coladose ersetzt, Schnur, Senkblei und Köder sind gleich. Das ist war einfach- funktioniert aber.) Johanna hat auch ein kleines Fischchen gefangen, durfte ihn aber wieder in die Freiheit entlassen, weil er noch zu klein war. Die Kambodschaner am Boot waren da schon geschickter und zogen einen nach dem anderen raus. Und so gab’s 10 Minuten nach dem Fang leckeren, frischen Fisch mit Obst. Herrlich! Der Abend verlief super, aber das Highlight sollte noch folgen: wir schwammen in leuchtendem Plankton! Zuerst waren wir noch ein wenig skeptisch, aber als dann die Erste einfach so ins nachtschwarze Wasser sprang, sind alle anderen auch hinterher. (Wer hätte schon gedacht, dass wir uns trauen bei totaler Dunkelheit ins Meer zu springen?! Wir jedenfalls nicht!)

Schon an dem Morgen wussten wir, dass die Entspannung für die nächsten Tage dahin sein wird. So gern wir auch auf Koh Rong mit den angenehmen Leuten und dem schönen Strand geblieben wären, mussten wir doch nach Phnom Penh, weil dort der Flieger nach Jakarta ging. Also machten wir uns schweren Herzens am nächsten Tag auf die Rückfahrt nach Sihanoukville, das uns wieder mit total vermüllten Stränden grüßte. Eine Nacht blieben wir dort, bevor es mit dem Minibus weiter in die Hauptstadt ging. Selbstverständlich fuhren wieder Verwandte und Bekannte mit und telefonierten wie die Verrückten! 🙂

 

Phnom Phenh – der Kini (Sihamoni) hat die Kohle!

Vielleicht lag’s am Trennungsschmerz von Koh Rong oder an der generellen Großstadtmüdigkeit, aber wir hatten keine Lust auf Phnom Penh! Wir Sparfüchse haben uns zusätzlich auch noch ein ziemlich angeranztes Hotel gesucht mit Zimmern, in denen wir keine Minuten zu viel verbringen wollten. Die Großstadt hat uns nach der Einsamkeit auf der Insel richtig überfahren, doch irgendwie mussten wir die zwei Tage rumkriegen. Also begaben wir uns auf die Spuren der kambodschanischen Geschichte. Wir besuchten die Killing Fields von Choeung Ek und das ehemalige Gefängnis der Roten Khmer Tuol Sleng. Dass die beiden Punkte auf unserer To-Do Liste nicht leicht werden würden, war uns schon bewusst, aber sie haben uns noch mehr mitgenommen als wir dachten. Der Genozid durch die Roten Khmer ist ja noch gar nicht so lange her. Zwischen 1975 und 1978 versuchten sie unter der Herrschaft von Pol Pot Kambodscha in einen kommunistischen Agrarstaat zu verwandeln, indem sie die großen Städte entvölkerten und die Bildungselite folterten und ermorderten. Inhaftiert und später getötet wurden vor allem Menschen, die studierten, Lehrer, Brillenträger und Menschen mit weichen Händen (als Indikator dafür, dass sie nicht gewöhnt waren harte manuelle Arbeit zu verrichten). Beim Gehen über die Killing Fields und durch das ehemalige Gefängnis und die Zellen, in denen noch Fotos der letzten umgebrachten Inhaftierten hängen, wird’s einem ganz anders. Diese Stimmung gepaart mit unserer generellen Phnom Penh Abneigung  hat uns ein wenig in ein Tief befördert.

Daneben machten wir noch kurze Ausflüge auf die angepriesenen Märkte, die sich aber im Prinzip wie der Markt in Siem Reap darstellten: Fleisch und Fisch liegen offen rum und die Fliegen streiten sich um die besten Plätze. Einen etwas witzigen Abschluss bildete dann noch das Olympiastadion, in dem sich allabendlich die Hauptstädter zur gemeinsamen Aerobic einfinden und viele Locals sich noch einen Abendsnack gönnen. Von langsam bis schnell war alles dabei, Leute in Sportkleidung genauso wie Leute im Anzug. Auf dem Heimweg zu Fuß fuhr uns noch unser Tuk-Tuk-Fahrer über den Weg und kostenlos nach Hause –  was für ein Service und was für ein Zufall in einer Millionenstadt!

Der Titel des Blogeintrags passt vor allem auf die Situation in Phnom Penh wie die Faust auf’s Auge. Rund um den Königspalast von König Sihamoni (nicht-verheiratet, Ballettausbildung in Russland, korrupt) werden alle Grünflächen bewässert, Bäumchen getrimmt und Müll entsorgt, doch wenn man nur ein kleines bisschen in eine Nebenstraße kommt, ist es wieder dreckig ohne Ende und die Menschen hausen in Hütten. Der Eintritt für den Königspalast beträgt 10 Dollar und die Menschen werden in Bussen angekarrt. Dabei sind die meisten Räume nicht zugänglich. Man kann im Prinzip hauptsächlich im gespflegten Garten spazieren und sich die kleinen, reichlich geschmückten Räume ansehen. Wie schon bei Angkor sichtbar, gibt es Wenige mit sehr viel Geld und Viele mit sehr wenig. Der Besuch den Choeung Ek und Tuol Sleng war zwar grausam und schockierend, aber schon sehr wichtig, um Kambodscha und seine Situation besser zu verstehen. Die Stadt erlebt einen Touristen- und Menschenandrang, für den sie nicht bereit ist und der Staat tut wenig, um da zu helfen, sondern kassiert die ganze Kohle selbst ein.

Letzte Schritte

In Espalion am Ziel angekommen, nimmt die Wanderei und Bloggerei erst mal wieder ein Ende. Vorher aber noch die letzten zwei Gründe, wieso es besser ist zu zweit zu gehen!

#20 Nasbinals – St. Chély d’Aubrac: wenn du alleine gehst…wer dichtet mit dir Pilgerreisesongs?

Kurz vor Ende überraschte  uns doch noch mal ein knallharter Regentag. Wir mussten zwar nur 17 km hinter uns bringen, waren aber schon nach den ersten 3 tropfnass! Laut Wanderbuchautorin Bettina sollten wir heute eine der schönsten Aussichten auf dem Weg genießen, doch der nebelverhangene Himmel wollte sich nicht lichten.  Nach den ersten zwei Stunden Marsch durch die dicke Nebelsuppe erheiterte uns eine heiße Schoki mit Saaaaaahne! Für die darauffolgenden zwei Stunden half dann als Ansporn mal wieder nur geblödelte Singerei. Mittlerweile sind wir wahre Meister im spontanen Songtextumdichten. Hier ein paar Auszüge:

Oh du fröhliche, oh du seeligeeeee, wadenbringende Wanderzeit. Regen ist gekommen, in die Schuh‘ geronnen. Freue, freue dich auf Trockenheit.

Oh du fröhliche, oh du seeligeeee, blasenbringende Pilgerzeit. Großen Pilgerscharen mussten wir nachtraben. Freue, freue dich auf Zweisamkeit.

 

Schön ist es auf dem Weg zu sein, sagt das Evchen zu dem Hannalein. Du und ich gehen nie allein. Schön ist es auf dem Weg zu sein.

Das Schönste am Wandertag, das sind die Pausen. Das war schon damals in der Schweieiz so. Wir laufen den ganzen Tag und das ohne Sorgen. Wenn’s mal sein muss, geht man hinterm Baum auf’s Klo. Das Schönste am Wandern ist die Freiheit, denn dann sagen wir: Ultreia!

Schön ist es auf dem Weg zu sein, sagt das Evchen zu dem Hannalein. Du und ich gehen nie allein. Schön ist es auf dem Weg zu sein.

 

Alle Pilger, die es zu Fuß durch den Regen bis nach St. Chély geschafft hatten, verbrachten dann die Nacht mit uns in der Unterkunft der Gemeinde (unter ihnen war auch eine Frau, die mit einer Wünschelrute Evs Knieschmerzen heilen wollte – Ergebnis: eher mäßig :)), weil es ja auch nur diese eine erschwingliche Unterkunft gab. Andere, die die omniopräsente Verfügbarkeit eines Taxis vorzogen, nisteten sich in der Luxusunterkunft im Nachbargebäude ein. Das kommt uns aber nciht in die Tüte!

 

#21 St. Chély d’Aubrac – ESPALION: wenn du alleine gehst…wer freut sich mit dir soooo dermaßen über die Ankunft?

Nach nur 23,5 km, aber ein paar heftigen und unerwarteten Auf- und Abstiegen (teilweise auch sehr unnötigen) Kreuzwegen zur Statue der heiligen Jungfrau Maria, einer Vulkankraterumrundung und einigen Treffen mit nervigen Pilgern („Ach stimmt, ihr seid ja heute schon so früh losgegangen und jetzt sind wir gleich auf…tja“ → sowas bringt Johanna zur Weißglut!!) liefen wir in Espalion ein! Ein Belohnungseis später trafen wir uns mit einer sehr lieben Couchsurferin und ihrer ca. 9kg schweren (ungelogen) aber verschmusten Katze Mao. Zur Krönung tranken wir mit den anderen Pilgermäusen einen Abschiedsaperitif, der uns flugs ins Köpfchen stieg. Es war ein Tag des Gönnens nach Eis und Bier, gab es auch noch Pizza!!!

Jetzt sind tatsächlich über die Hälfte der Kilometer von Pfreimd über Stetten bis Santiago de Compostella, sowie unsere Schuhsohlen runtergelaufen! Dabei sind so manche Geduldsfäden gerissen, Körner aufgebraucht worden, letzte Quäntchen Hoffnung in Rauch aufgegangen, doch bleiben uns jetzt nur noch 1356km und es wäre gelacht, sollten wir das nicht auch noch schaffen! Die letzten drei Wochen in Frankreich waren nicht nur ein Augen- sondern auch ein Gaumen- und Ohrenschmaus (und damit meinen wir nicht unsere Wanderoutfits, Brotzeitpakete oder eigenen Gesangskünste ;)). Wir sind froh auch mal ganz andere Ecken unseres heißgeliebten Frankreichs kennengelernt zu haben: die menschenleeren Weiler des Rhône-Alpes, die zahlreichen Steinhäuser der Auvergne oder die weiten Ebenen des Languedoc-Roussillon. Wer nach Frankreich nur auf Ketten fahren würde, sollte vielleicht mal zwangsweise in ein paar Wanderschuhe verfrachtet werden ;).

C’est toujours mieux à deux, Ev und Johanna :*