Indonesien, Bali – Changgu + Seminyak: Happy Nyepi!

Nachdem unser Flieger nach Denpasar eine Stunde verspätet war, nutzen ein paar Balinesen die Gunst der Stunde und kamen ins Gespräch mit Hellhäutern wie uns. Es ist eigentlich ziemlich interessant mal ein Exot zu sein! Nicht nur der Flieger, sondern auch unser Fahrer vom Hostel hatte Einiges an Verspätung. Seiner Körpersprache nach zu urteilen, er kam recht lässig und obercool angeschlendert, kratzte ihn das aber relativ wenig. So fuhr uns der kleine (er war fast 2 Köpfe kleiner als Valerie) Balinese mit ordentlich viel Technomusik durch den Abendverkehr nach Changgu, DEM Ort auf Bali für Aussteiger, in unser Hostel.

Leider war die Unterkunft ein bisschen ab vom Schuss, aber im Grunde war es ziemlich lässig dort mit gutem Essen und absoluter Strandnähe. Beim ersten Strandspaziergang auf Lavasand ereignete sich dann eine kleine Krise, denn Johannas Handy wurde von einer heimtückischen Welle erwischt und hat sich im Handumdrehen ausgeschalten. Nach 2 Tagen in Reis gelagert, erlebte es aber eine Wiedergeburt und alles war wieder im Lot. Wir vermuten stark, dass es an unserem massenhaft gesammelten Karma lag, das wir durch Tempelbesuche in adäquater Kleidung (nicht in Short und Top, nein nein) akkumuliert haben ;).

Am Tag drauf wartete nach einem feinen Frühstück schon ein Highlight: Valeries zweite und Johannas erste Surfstunde stand an! Zusammen mit einem Spanier, der am Vortag zu tief ins Glas geschaut hat (deshalb den Surfunterricht auch vorzeitig abbrechen musste) und 3 Surflehrern im Gepäck ging es an den Echo-Beach, der vor allem für Einsteiger schöne Wellen bietet. Unsere beiden Surflehrer waren sehr fröhlich, was vielleicht auch an unserer abgelieferten Leistung lag :). Die erste Welle erfolgreich zu stehen ist schon ein umwerfendes Erlebnis, auch wenn wir ordentlich viel Salzwasser geschluckt und uns ein paar Abschirfungen und blaue Flecken (Johanna denkt, dass an ihrem blauen Fleck vielleicht ein kleiner Hai Schuld war :)) zugezogen haben. Wiederholenswert! Auch den balinesischen Straßenverkehr haben wir erkundet und einen neuen Tempel und Freunde von Johanna, die derzeit auf Bali leben, besucht. Sie haben uns auch in die kleinen Straßenrestaurants, sogenannte Warungs, eingeführt, wo man für sehr wenig Geld (1-5 Euro) vom Buffet reichlich Essen aussuchen kann: also genau das Richtige für uns!

Danach ging es für uns weiter nach Seminyak, wo wir für drei Nächte ein schickes Hotel – man gönnt sich ja sonst nichts – bezogen, denn zum einen hatte Johanna Geburtstag (und das sollte ja ordentlich gefeiert werden!) und zum anderen war Nyepi – das Neujahrsfest der Hindus. Glücklicherweise fanden wir gleich gegenüber vom Hotel ein sehr preiswertes und leckeres Warung – das neue Stammlokal für Seminyak war also gefunden! Hurrah! Der Ort ist ein bisschen touristischer als Changgu und hat den Ruf eher Pärchen in den Flitterwochen anzuziehen, aber so verschlafen hat er gar nicht gewirkt. Es gibt viele kleine Modeboutiquen, die aufgrund ständiger Regenschauer auch alle von uns erkundet wurden! Die Outfits und Accessoires für die Party am 26. abends waren also bald gefunden. Eigentlich wollten wir an dem Tag zu den Traumstränden im Süden, aber das Wetter spielte nicht mit und so mussten wir LEIDER den ganzen Tag im Spa und in den Modeboutiquen durchbringen…das war schon sehr unangenehm! 😉 Nach leckerem Abendessen haben wir durch Zufall wieder eine Disco gefunden, in der wir die Nacht durchtanzten.

Am Tag drauf und eigentlich auch schon in den Wochen vorher begannen die Vorbereitungen für das Neujahrsfest (2017 ist nach hinduistischem Kalender 1939). Es finden etliche Prozessionen statt, bei denen viele Opfergaben (kleine geflochetene Körbchen mit Blumen, Schokoriegeln, Keksen, Geld oder auch Zigaretten), die obligatorischen Räucherstäbchen und viele Menschen in weißer Kleidung mit im Spiel sind und auf der Straße sitzend beten.

Ein Freund erzählte uns, dass gläubige Hinduisten bis  zu einem Drittel ihres Monatseinkommens für diese Prozessionen und Zeremonien ausgeben. Obwohl wir erst zwei Länder bereist haben, erleben wir schon die dritte Religion: Buddhismus in Kambodscha, Islam auf Java und Hinduismus auf Bali. Generell ist Indonesien muslimisch, aber auf Bali hält sich eine spezielle Form des Hinduismus, wie das kleine gallische Dort bei Asterix und Obelix :)!

Nyepi – der Tag der Stille ging vom 28. um 6 Uhr morgens bis zum 29. um 6 Uhr morgens. In dieser Zeit sind bestimmte Regeln zu befolgen:

  1. das Haus/Hotel darf nicht verlassen werden
  2. man muss sich ruhig verhalten; keine Musik, keine Vergnügungen, kein Gebrüll
  3. man darf nicht arbeiten
  4. Licht/Feuer, das aus dem Haus hinausscheint ist verboten

Über die Einhaltung der Regeln, vorallem über das Ausgehverbot, wacht die Religionspolizei (kein Scherz, sowas gibt’s!). Der Sinn hinter diesen etwas einschränkend wirkenden Regeln ist folgender: auf der einen Seite stellt das neue Jahr einen Neuanfang dar, der möglichst rein begangen werden soll. Zum Anderen sollen Dämen und Geister denken, dass die Insel unbewohnt ist und sie so an ihr vorbeiziehen. Manche Hotels sind komplett zu, bei den offenen Hotels müssen die Angestellten 24 Stunden im Hotel bleiben (Notfälle sind natürlich ausgenommen). Unser Hotel hatte auch nur offen, weil dort auch Muslime angestellt waren, die an diesem Tag arbeiten konnten.

Was macht man also die ganze Zeit, wenn man nicht aus dem Haus darf? Die Antwort ist leicht: essen! Und so ist am Tag vor Nyepi ein wahnsinniger Ansturm auf die Supermärkte. Ok, wenn bei uns die Geschäfte über Ostern oder Weihnachten geschlossen sind, machen wir auch Hamsterkäufe, aber so viel TamTam für einen einzigen Tag, haben wir noch nicht erlebt. Wir glauben, dass es zum Einen an den viele Touristen hier liegt und zum Anderen daran, dass durch die günstigen und omnipräsenten Warungs einige Leute mindestens einmal am Tag dort etwas essen und deshalb grundsätzlich weniger Vorräte Zuhause haben. Auf jeden Fall war dieser Supermarkteinkauf eine Riesengaudi und sehr spaßig mitanzusehen. Auch wir haben uns natürlich mit Essen eingedeckt.

Am Tag vor Nyepi werden grässlich aussehende Monster (aus Pappmache), sogenannte Ogoh-Ogohs durch die Straßen gezogen – sie sollen die bösen Geister anziehen – später werden sie dann verbrannt, damit alles Negative vor Neujahr aus den Städten und Dörfern verbannt wird und das Jahr rein begonnen werden kann. Also sind auch wir mit vielen anderen tausend Leuten zur Hauptstraße getigert. Was wir dann sahen war schon ziemlich beeindruckend. Um 20 Uhr ging das Ganze los und insgesamt wurden 6 Ogoh-Ogohs durch die Straße getragen. Sie stehen immer auf einer Art Bambusrohrgerüst, das bei großen Monstern von jungen Männern und bei kleinen Monstern von kleinen Jungen getragen wird. Zu jedem Ogoh-Ogoh gehört eine Gruppe von Menschen, die tanzen, trommeln, singen oder andere Musik machen. Im Prinzip machen diese beiden Teile dann eine Art Choreografie, in dem sie sich aufeinander zu und voneinander weg bewegen. Durch viel Lärm sollen die Dämonen ausgetrieben werden. Es ist ein riesengroßes Spektakel!

Ausgerüstet mit unseren Vorräten und 4 DVDs saßen wir also am 28. März in unserem Hotelzimmer und versuchten uns den Tag um die Ohren zu schlagen. Paradoxerweise war es an diesem Tag im Gegensatz zu den verregneten zwei Vortagen den ganzen Tag sonnig! So konnten wir zumindest vormittags ein wenig Sonnenstrahlen am Pool tanken und mussten nicht 24 Stunden im Zimmer verbringen. Den Rest des Tages haben wir dann Filme geschaut und gefuttert. Es war auf jeden Fall ziemlich witzig, dass wir so eine Neujahrszeremonie miterlebt haben, aber jetzt ist es auch mal wieder Zeit, dass wir mehr Sonne und Strand sehen. 🙂

Happy Nyepi!

Valerie und Johanna

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