Letzte Schritte

In Espalion am Ziel angekommen, nimmt die Wanderei und Bloggerei erst mal wieder ein Ende. Vorher aber noch die letzten zwei Gründe, wieso es besser ist zu zweit zu gehen!

#20 Nasbinals – St. Chély d’Aubrac: wenn du alleine gehst…wer dichtet mit dir Pilgerreisesongs?

Kurz vor Ende überraschte  uns doch noch mal ein knallharter Regentag. Wir mussten zwar nur 17 km hinter uns bringen, waren aber schon nach den ersten 3 tropfnass! Laut Wanderbuchautorin Bettina sollten wir heute eine der schönsten Aussichten auf dem Weg genießen, doch der nebelverhangene Himmel wollte sich nicht lichten.  Nach den ersten zwei Stunden Marsch durch die dicke Nebelsuppe erheiterte uns eine heiße Schoki mit Saaaaaahne! Für die darauffolgenden zwei Stunden half dann als Ansporn mal wieder nur geblödelte Singerei. Mittlerweile sind wir wahre Meister im spontanen Songtextumdichten. Hier ein paar Auszüge:

Oh du fröhliche, oh du seeligeeeee, wadenbringende Wanderzeit. Regen ist gekommen, in die Schuh‘ geronnen. Freue, freue dich auf Trockenheit.

Oh du fröhliche, oh du seeligeeee, blasenbringende Pilgerzeit. Großen Pilgerscharen mussten wir nachtraben. Freue, freue dich auf Zweisamkeit.

 

Schön ist es auf dem Weg zu sein, sagt das Evchen zu dem Hannalein. Du und ich gehen nie allein. Schön ist es auf dem Weg zu sein.

Das Schönste am Wandertag, das sind die Pausen. Das war schon damals in der Schweieiz so. Wir laufen den ganzen Tag und das ohne Sorgen. Wenn’s mal sein muss, geht man hinterm Baum auf’s Klo. Das Schönste am Wandern ist die Freiheit, denn dann sagen wir: Ultreia!

Schön ist es auf dem Weg zu sein, sagt das Evchen zu dem Hannalein. Du und ich gehen nie allein. Schön ist es auf dem Weg zu sein.

 

Alle Pilger, die es zu Fuß durch den Regen bis nach St. Chély geschafft hatten, verbrachten dann die Nacht mit uns in der Unterkunft der Gemeinde (unter ihnen war auch eine Frau, die mit einer Wünschelrute Evs Knieschmerzen heilen wollte – Ergebnis: eher mäßig :)), weil es ja auch nur diese eine erschwingliche Unterkunft gab. Andere, die die omniopräsente Verfügbarkeit eines Taxis vorzogen, nisteten sich in der Luxusunterkunft im Nachbargebäude ein. Das kommt uns aber nciht in die Tüte!

 

#21 St. Chély d’Aubrac – ESPALION: wenn du alleine gehst…wer freut sich mit dir soooo dermaßen über die Ankunft?

Nach nur 23,5 km, aber ein paar heftigen und unerwarteten Auf- und Abstiegen (teilweise auch sehr unnötigen) Kreuzwegen zur Statue der heiligen Jungfrau Maria, einer Vulkankraterumrundung und einigen Treffen mit nervigen Pilgern („Ach stimmt, ihr seid ja heute schon so früh losgegangen und jetzt sind wir gleich auf…tja“ → sowas bringt Johanna zur Weißglut!!) liefen wir in Espalion ein! Ein Belohnungseis später trafen wir uns mit einer sehr lieben Couchsurferin und ihrer ca. 9kg schweren (ungelogen) aber verschmusten Katze Mao. Zur Krönung tranken wir mit den anderen Pilgermäusen einen Abschiedsaperitif, der uns flugs ins Köpfchen stieg. Es war ein Tag des Gönnens nach Eis und Bier, gab es auch noch Pizza!!!

Jetzt sind tatsächlich über die Hälfte der Kilometer von Pfreimd über Stetten bis Santiago de Compostella, sowie unsere Schuhsohlen runtergelaufen! Dabei sind so manche Geduldsfäden gerissen, Körner aufgebraucht worden, letzte Quäntchen Hoffnung in Rauch aufgegangen, doch bleiben uns jetzt nur noch 1356km und es wäre gelacht, sollten wir das nicht auch noch schaffen! Die letzten drei Wochen in Frankreich waren nicht nur ein Augen- sondern auch ein Gaumen- und Ohrenschmaus (und damit meinen wir nicht unsere Wanderoutfits, Brotzeitpakete oder eigenen Gesangskünste ;)). Wir sind froh auch mal ganz andere Ecken unseres heißgeliebten Frankreichs kennengelernt zu haben: die menschenleeren Weiler des Rhône-Alpes, die zahlreichen Steinhäuser der Auvergne oder die weiten Ebenen des Languedoc-Roussillon. Wer nach Frankreich nur auf Ketten fahren würde, sollte vielleicht mal zwangsweise in ein paar Wanderschuhe verfrachtet werden ;).

C’est toujours mieux à deux, Ev und Johanna :*

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