Oh, wie schön ist Argentinien!

Kann es schon wieder sein, dass mehr als ein Jahr rum ist seit dem letzten Blogeintrag?! Frechheit! Mittlerweile bin ich nicht mehr in Argentinien, sondern in Italien – aber dazu erzähl ich vielleicht später mehr. Was soll ich sagen? Es ist erneut viel passiert und wir müssen darüber reden. Ich hoffe, du hast ein bisschen Zeit mitgebracht. (Jetzt wäre der Moment, um Getränke und Snacks zu holen – vielleicht sogar eine ganze Snackbox (aber nur die gute!!), denn es kann länger dauern).

Mein letzter Blogeintrag endete ja mit dem Versprechen, noch über die zweite Jahreshälfte von 2021 zu erzählen. Nachdem die Schule dann ja wieder in Präsenz begann und sich so langsam ein wenig mehr Normalität einschlich, stand bei mir immer noch das Thema Impfung aus. Dafür wurde uns erlaubt, nach Deutschland zu fliegen, zweimal impfen zu lassen und einige Wochen Fernunterricht zu machen. Das hat erstaunlicherweise ziemlich gut geklappt!

Península Valdés und Punta Tombo

Nach der Rückkehr aus Bayern habe ich mit einer Freundin und Kollegin Maria eine Reise zu den Walen auf die Pensínsula Valdés gemacht. Und es war einfach atemberaubend, diese großen Lebewesen in ihrem natürlichen Habitat so nah sehen zu dürfen.

https://www.youtube.com/shorts/V9Ms-nD45as

https://www.youtube.com/shorts/cC_ETKSYAt0

https://www.youtube.com/shorts/0itR04R6ALk

Aber dort gibt es nicht nur Wale zu sehen, sondern auch etliche andere Tiere – wie Guanacos, Gürteltiere oder Magellan-Pinguine. In Punta Tombo befindet sich sogar die weltweit größte Brutstätte dieser Pinguinart. Soweit das Auge und das Ohr reicht, sieht man Pinguine watscheln und nach ihren Partner rufen. Magellan-Pinguine suchen sich ihren Partner for life und treffen sich dann einmal im Jahr bei ihrem Nest. Zuerst kommt das Männchen an, macht das Nestchen fein und wartet schreiend auf das Weibchen, das anhand des einzigartigen Rufes zu seinem Männchen findet. Hier ist so ein Schreihals: https://www.youtube.com/shorts/awxR0gfuG-I

Auf seinem Weg zum Nest muss es sich allerdings allerhand Balzerei stellen, denn es gibt natürlich auch Bachelor Männchen und verwitwete Männchen. Dann werden meist zwei Eier gelegt und der Rest der Zeit ist Rumliegen, Putzen oder Futter suchen.

https://www.youtube.com/shorts/Cn-XfXtQeHQ

https://www.youtube.com/shorts/-7eH1_3j7ik

Sowohl die Península Valdés als auch Punta Tombo sind ziemlich abgelegen von jeglichem Leben. Es wird wiedermal sehr deutlich, wie riesig dieses Land ist und wie viele verschiedene Seiten es hat. Einfach wundervoll!

Das letzte Schuljahr beginnt!

Nach Schuljahresende ging’s dann wieder in die Heimat und wir haben eine kleine Deutschlandtour gemacht. Santi stand zum ersten Mal auf Langlaufskiern und ich denke, wir können ihn dann nächstes Jahr in Paris bei den Olympischen Spielen starten lassen! Er braucht sich nicht vor Klaebo zu verstecken. Nach dieser herrlichen Reise und den Tagen im Schnee musste bei der Ankunft in Buenos Aires erstmal ein Schockmoment durchgestanden werden: aufgrund eines Wasserschadens in der Wohnung über mir, lag ein Großteil der Decke auf dem Fußboden! Das bedeutete, dass wir erstmal umziehen mussten. Insgesamt habe ich am Ende dann insgesamt in 5 verschiedenen Vierteln gewohnt und auch Stadtteile außerhalb San Telmos kennengelernt – aber es ist und bleibt trotzdem mein Favourit.

https://www.youtube.com/shorts/Lp-GC7r5xM4

An der Küste Uruguays

Um diesen Schock zu verdauen, musste ein Kurzurlaub her: Uruguay stand auf dem Plan. Ein neues Land im Country-Count konnte eingetragen werden. Als eines der kleineren Länder Südamerikas, ist in Uruguay eher wenig geboten. Es ist relativ unscheinbar, aber je länger man die Küste Richtung Brasilien hochfährt und sich so von der braunen Pampe, dem Rio de la Plata, entfernt, desto schöner werden die Strände. Wir konnten sogar Delfine sehen. Zum Ausspannen ist Uruguay auf jeden Fall eine Reise wert.

Córdoba im Herbst

Im argentinischen Schuljahreskalender gibt es ja einen großen Block an Sommerferien, aber während des Jahres nur 3 Wochen weitere Ferien. Das kann sich manchmal schon ein bisschen ziehen. Doch, findig wie die Argentinier sind, werden dann mal schnell lange Wochenenden zu „touristischen Zwecken“ eingebaut. Eines dieser Wochendenden verbrachten wir in der Provinz Córdoba. Bei manchen unter euch klingelt es vielleicht gerade und die Worte „Schmach von Córdoba“ erscheinen. Um dieses negativ konnotierte Bild im Handumdrehen loszuwerden, werde ich euch jetzt ein paar andere Informationen zu dieser tollen Provinz präsentieren. Es wurde schon argentinischer Herbst und die Blätter färbten sich in den schönsten Farben. Trotzdem wärmte die Sonne noch herrlich und es war lange hell. Wir düsten mit dem Auto herum, erkundeten die ruta de las 100 curvas und altas cumbres und besuchten auch die „deutschen“ Städte/Dörfer Villa General Belgrano und La Cumbrecita. Jetzt fragst du dich vielleicht, warum im Herzen Argentiniens so etwas zu finden ist. Ich erzähl’s dir – keine Sorge 🙂

Interessanterweise gibt es in Córdoba eine beträchtliche Anzahl an Deutschen oder Deutschstämmigen (sogar eine Deutsche Auslandsschule), jedoch handelt es sich hierbei nicht ausschließlich um die Deutschen der 1., 2. und 3. Immigrationswelle (siehe letzter Blogeintrag). Nein, die Ansiedlung Deutscher in Córdoba verhält sich u.a. so: Eines schönen Dezembertages des Jahres 1939 schipperte das deutsche Kriegsschiff – Admiral Graf Spee – auf der braunen Suppe in das Delta des Rio de la Plata zwischen Buenos Aires und Montevideo. Es traf dort auf ein Kriegsschiff Großbritanniens. Lange Rede, kurzer Sinn. Die Kriegsschiffe beider Seiten machten peng peng und weil die Lage für die Graf Spee aussichtslos war machte sie freiwillig blubb blubb. Bei der deutschen Besatzung machten die Handschellen klick klack und in ruckelnden und zuckelnden Zügen wurden sie in die Provinz Córdoba verfrachtet und unter Arrest gestellt. (Warum ausgerechnet nach Córdoba konnte ich auch nach längerer Recherche nicht herausfinden.) Bueno, nach der Haft, blieben viele dort, da sich währenddessen wegen der guten Möglichkeit, günstig Land zu kaufen, schon weitere Deutsche angesiedelt hatten. Diese „deutschen“ Dörfer sind richtige touristische Anziehungspunkte. Es gibt sogar ein Oktoberfest! Hier ein kleiner Einblick:

A guade Muse is a dabei: https://www.youtube.com/shorts/txNe2SshXng

Bier, Würste und Kraut – da lacht das argentinische Herz. Mädchen machen im Dirndl Werbung. Oben rum wird nach dem Motto „aussa mit de Depf“ alles gegeben, untenrum hört die Schürze 20cm über dem Rock auf und die Schleife ist hinten gebunden. Liebe Bavaria, da stellt es mir vor Traditions-Gänsehaut alle Haare auf und mein bayerisches Herzerl bricht a bissl!! Dass das zum einen kein aktuelles Bayernbild vermittelt und zum anderen die restlichen 15 Bundesländer außen vor lässt, versteht sich von selbst. Aber: es ist und bleibt ein beliebtes Reiseziel der Argentinier und weltweit gesehen sind die zwei kleinen Städtchen keine Ausnahme, wie dieses Video zeigt:

https://www.youtube.com/watch?v=VxrL8La1BjM

Der bergige Norden

In den Winterferien (Juli) ging die Reise – wieder mit Maria – in einen anderen Teil Argentiniens: in den trockenen, staubigen Norden. Wir machten zusammen und mit einem kleinen Autochen die Straßen der Provinzen Tucumán, Salta und Jujuy (ausgesprochen: Chuchuiii) unsicher. Diese drei Provinzen sind für den Weinanbau, die Salzbecken und die bunten Berge bekannt. Unsere Reiseroute war diese: San Miguel de Tucumán – Tafi del Valle – Cafayate – Cachi – Purmamarca – Tilcara – Salta.

https://www.youtube.com/shorts/_JjLVbApTOA

Dass wir manchmal ziemlich in den unendlichen Weiten unterwegs waren, merkten wir spätestens bei einer Autofahrt von Cachi nach San Antonio de los Cobres, wo wir eigentlich den berühmten Wolkenzug erwischen wollten. Nun ja. Spoileralert: der Zug fuhr ohne uns. Aber wie kam’s dazu? Die Tankstelle in Cachi hatte an diesem Tag unserer Weiterfahrt kein Benzin mehr und eigentlich sollte die Fahrt laut Google Maps auch nur 3,5 Stunden dauern. In San Antonio de los Cobres wurde eine Tankstelle angezeigt. Hm, wir tuckelten also los und merkten dann nach circa 1 Stunde auf der legendären Ruta 40, welche von Bolivien bis Patagonien führt und die auf weiten Strecken nur aus Schotter besteht, dass unsere Kalkulation nicht aufgeht. Hier ein Einblick in die Streckenführung:

https://www.youtube.com/shorts/44JVlX-1ZTo

https://www.youtube.com/shorts/KKWuYQs4JDs

So sprachen wir ein paar Arbeiter, in einem Dorf mit 2 Häusern an. Wir konnten sie aufgrund ihres starken Dialekts gerade so verstehen – ein bisschen wie Ignaz in Lissi und der wilde Kaiser (–> https://www.youtube.com/watch?v=YPPYwlKdsCY). Sie sagten uns, dass es jetzt bis San Antonio de los Cobres keine Tankstelle und auch kein Dorf mehr gibt und wir wieder zurückfahren müssen. In dem Dorf La Poma verkauft ein Mann aus Fässern Benzin… Okey! Nach 25 Minuten Rückfahrt und etlichem Herumfragen, konnten wir den guten Mann ausfindig machen, der uns dann tatsächlich aus seinen in der Garage aufgestellten Fässern den Tank füllen konnte. Auf Nachfrage sagte er, er mache das öfter, wenn es in Cachi keinen Benzin mehr gibt. Wir tuckelten also wieder zurück, an den Ignazen vorbei und auffi auf’n Berg. Durch zu wenig Eigenrecherche und Fehlinformation durch Google Maps, fuhren wir mit unserem kleinen Stadtauto auf den Pass Abre el Acay auf 4.895m von 2.280m in Cachi! Dabei trafen wir nach den Arbeits-Ignazen wirklich außer ein paar Alpakas niemanden mehr, mussten engste Kurven umschiffen und über halb tauende Gebirgsbäche brettern. Das mulmige Gefühl, dass gleich der Ofen aus ist, fuhr immer mit. Das Ende vom Lied: nach insgesamt 7 Stunden Fahrt war der Zug in San Antionio dann auch weg und wir froh nach weiteren 3 Stunden in Purmamarca angekommen zu sein. Und gscheid gschtaubt hod’s a:

Der Norden hat noch viiiiiel mehr zu bieten, aber dafür, dass wir nur zwei Wochen hatten, konnten wir Einiges sehen. Und über die Autofahrt von Cachi bis San Antionio werde ich wohl noch den Enkelkindern erzählen!

Apropos Ignaz!

Noch ein Schmankerl zum Schluss. Ein bisschen oberpfälzisch musste trotz all meiner Anstrengungen Hochdeutsch zu sprechen (nicht immer erfolgreich) dann doch in den Unterricht einziehen. Na wer versteht alles? 🙂

Das war’s dann wieder für heute! Ich hoffe, er war zumindest einigermaßen amüsant. Der nächste und abschließende Blog zu Argentinien steht schon in den Startlöchern. Seid bereit! 🙂

Ciao amici, arrivederci!

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