Indonesien, Bali: Mount Agung – Auf’m Vulkan, da gibt’s koi Sünd (aber a koi Gnade)!

Frei nach dem Motto: Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, muss der Prophet eben zum Berg kommen wollten wir auf Bali einen Vulkan besteigen. Nur welcher sollte es sein? Natürlich der höchste und heiligste auf Bali – Gunung Agung; wenn schon denn schon! 🙂 Viele Rezensionen haben wir gelesen: „anstrengend“, „ist es wert“, „man muss fit sein“. Alles im Nachhinein gesehen total untertrieben! Aber wir wussten ja vorher nicht, welche Suppe wir uns da eingebrockt haben!

Voller Tatendrang ging’s nachts los! Um 22:30 wurden wir in Ubud von unserem Fahrer abgeholt, luden noch zwei Holländerinnen (zwei Eulen, die sich später als ziemlich nervend, ständig gackernd und sowas von nicht auf unserer Wellenlänge befindend herausstellten) irgendwo im Nirgendwo der Insel ab und schon ging die Fahrt zum Agung los. Ohne Sicherheitseinweisung oder Fragen zu Gesundheit und Fitness wurde uns jeweils ein Wanderstock und eine Hirnbirn in die Hände gedrückt und wir starteten um 1:30 auf 1.500m über Meereshöhe und sollten zum Südgipfel bis 2.900m hoch steigen. Die ersten Höhenmeter bestanden aus Treppen, die zu einem Tempel führten, an dem unser Führer erst mal für einen guten Aufstieg betete und die obligatorischen Räucherstäbchen auspackte.

Der Aufstieg war nicht ohne, aber machbar. Es ging im Prinzip ständig nur gerade bergauf, also nicht wie bei uns, dass man einem serpentinenartigen Wanderweg folgt, sondern auf dem kürzesten Weg, schnurstracks zum Gipfel. Für alle Bergsteiger unter euch: Valerie vergleicht die Beschaffenheit der letzten 15 Minuten der Kampenwand mit dem kompletten Berg! Zuerst liefen wir auf einem ausgewaschenen Waldweg mit vielen Wurzeln, dann auf Lavageröll und die letzte Stunde war auf glatten großen Steinen, die man nur im Vierfüßlergang bewältigen konnte. Zuerst ist es komisch nur den durch die eigene Stirnlampe beleuchteten Weg zu sehen, aber wir glauben, dass es auch besser so ist, weil man dann nicht sieht, was einem beim Abstieg erwartet. 🙂 Der 4-stündige Aufstieg war schon fordernd, vor allem weil wir ständig im Hinterkopf hatten, dass wir genau den gleichen Weg auch wieder absteigen mussten!

Oben auf dem Berg angekommen, schafften es neben uns etwa noch 20 andere Leute aus allen Ecken der Welt und wir sprachen kurz darüber, ob so eine Wanderung in ihrem Land möglich wäre. Alle stimmten ein, dass bereits die Versicherung für so eine Aktion horrende Summen annehmen würde. Wir waren auf keinem Stück durch ein Seil oder Ähnliches gesichert. Im Nachhinein betrachtet war das eine ziemliche Harakiri-Aktion!
Nach einem klitzekleinem Frühstück (uns wurde Größeres versprochen!) und Kaffee (nichts hätte Valerie wohl in diesem Moment glücklicher machen können) verharrten wir noch 1 Stunde auf dem Gipfel bis die Sonne aufging, was wirklich ein unvergesslicher Moment war und die Strapazen des Aufstiegs vergessen lies. Danach gabs die übliche Zeit für Fotos und um 7 Uhr traten wir auch schon den Abstieg an.

 

Der hatte es allerdings in sich! 1.400 m Abstieg lagen vor uns und bereits auf den ersten Metern merkten wir, dass das gar kein Spaß werden würde. Die Guides hopsten leichtfüßig den Berg runter und wir kamen uns vor wie Wanderschnecken. Auch wenn sie ständig sagten „relax, concentrate“ war das alles andere als leicht umzusetzen und schon rutschen und stolperten wir runter. Nach einem Sturz und Rutsch mit verdrehten Knie (ja, mein Bein war verdreht! :)) ging bei Johanna aufgrund brutaler Knieschmerzen nichts mehr und so musste sie der Bergführer 3 Stunden lang an der Hand haltend runterführen. (Der arme Kerl ging fast immer rückwärts den Berg runter und ist kein einziges Mal gerutscht!) Das Schlimme daran war, es hätte auch gar nichts gebracht, sich einfach vor Erschöpfung hinzusetzen und zu verzweifeln. Wir mussten da runter. Auch bei Valerie setzten bald Schmerzen am operierten Knie ein und so eierten wir zu dritt mit wackligen Knien und großer Angst wieder zu rutschen oder zu stürzen (O-Ton Valerie: „ich hab primär nur daran gedacht, nicht zu sterben“) den Berg runter, der Guide voraus immer wieder sagend: „we can do it, we are a team!“ Der Ofen war absolut aus! Und sage und schreibe nach 4 Stunden war es endlich geschafft.
Für uns beide war das mit Abstand das Anstrengendste, das wir unserem ganzen Leben gemacht haben. Die Kommentare im Internet, dass man für den Agung fit sein müsse, sind meilenweit untertrieben. Ein Drittel der Agungbesteiger brechen nach der ersten Stunde des Aufstiegs ab und machen sich auf den Rückweg. Wie sagt man so schön: Nur die Harten kommen in den Garten. Als wir am Zahnfleisch daherkommend, aber glückselig, den Parkplatz erreichten, steckten wir dem Guide noch ein ordentliches Trinkgeld zu, denn ohne ihn hätten wir das beide nicht geschafft und wären vermutlich eines qualvollen Todes auf dem Berg gestorben (wahrscheinlich hätten uns die Affen, die wir beim Aufstieg aufgrund des eingeschränkten Beleuchtungsfeldes auch nicht sahen, bis auf die Knochen verputzt). Zwar können wir nicht behaupten, dass wir den Berg in die Knie gezwungen haben, er uns aber auch nicht! 🙂
Gut, dass wir jetzt weiter auf die Gili Islands düsen und dort den wohl kommenden Fetzenmuskelkater auf der Strandliege auskurieren können. 🙂

We did it!

 

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