Unsere Zeit in Kambodscha war also jetzt vorbei. Das Land hat sich als sehr facettenreich dargestellt. Interessant, schockierend, dreckig, chaotisch, laut, voll, arm, traurig, prunkvoll, überfordert – um nur einige Adjektive zu nennen, die wir mit unserer Reise verbinden. Wenn wir ein Resümee ziehen müssten, dann war Kambodscha auf jeden Fall eine Reise wert. Zieht man die jüngere Geschichte des Landes mit in Betracht, dann ist es nicht sehr verwunderlich, dass es an vielen Orten im Menschen- und Müllchaos versinkt! Wir wollen die Erfahrungen und Eindrücke, die wir dort gesammelt haben, auf keinen Fall missen, haben aber auch für uns selbst festgestellt, dass wir nicht unbedingt ein zweites Mal nach Kambodscha reisen müssen. Dafür gibt es auf der Welt noch so viele andere Ecken zu entdecken. Und die nächste Ecke stand ja schon vor der Tür!
Also ging es von Phnom Penh weiter nach Jakarta auf Java/Indonesien mit Zwischenstopp im sehr sauberen Flughafen von Singapur. Da uns von vielen Seiten von einem Aufenthalt in der Hauptstadt Indonesiens abgeraten wurde und wir nicht schon wieder im Trubel einen Megastadt versinken wollten, sind wir nach der Ankunft um 21:15 am nächsten Morgen um 5:50 gleich weiter nach Yogyakarta (oder Yogya für die coolen Kids) gedüst und haben uns clever auch noch das Hotel gespart. Ehrlich gesagt war die Nacht am Flughafen auch nicht viel schlimmer als die Nächte in Phnom Penh! 🙂
Yogya ist eine recht aufgeweckte und bunte Stadt mit vielen kleinen Restaurants und Lädchen. Das indonesische Grün war im Gegensatz zum braunen und kargen Kambodscha eine Augenweide. In unserem Hotel angekommen, haben wir gleich festgestellt, dass wir wohl so ziemlich die einzigen Gäste dort sind, obwohl es ein kleines, süßes Hotel war. Aber auch ohne Gäste wuselten ständig 5-10 Indonesier (durchschnittlich kamen auf einen Gast immer 4-5 Hotelangestellte) geschäftig in der Gegend rum und haben irgendwelche Dinge von A nach B getragen oder durchgewischt (das lieben sie!). Am nächsten Morgen ging die Reise dann zum Tempel in Borobudur. Die Stimmung war viel angenehmer als in Angkor, weil man den Moment des Sonnenaufgangs mit weniger Menschen teilen musste und es dementsprechend auch viel stiller war. Vom Tempel aus, konnte man weit über die grünen Wälder zu den Bergen sehen. Ein wirklich gelungener Start für die neue Reiseetappe!
Aber auch in Yogya selbst gab es viel zu erkunden. Obwohl man sagen muss, dass wir zwei für Manche anscheinend auch ein kleines Highlight darstellten. Ob beim Borobudur-Tempel oder im Palast des Sultans, überall wurden wir gefragt, ob man ein Fotos mit uns machen könne. 😀 Eine Frau hat beim Foto Johanna fest am Bauch gepackt (vielleicht dachte sie, dass es Glück bringt. So wie es bei uns Glück bringen soll einen Schornsteinfeger zu berühren!) Auch unsere hellen Beine zogen manche Blicke auf sich. Obwohl Indonesien zum Großteil muslimisch ist und das Gebet des Muezzins mehrmals täglich durch überall zu findende Lautsprecher dröhnt, kam uns Yogya sehr westlich vor. Die Frauen trugen zwar zu 90% Kopftücher, wirkten aber keineswegs eingeschränkt oder ähnliches.
Auch kulinarisch war wieder Einiges geboten. Angefangen beim Frühstück im Hotel! Zur Auswahl gab’s 4 Frühstücke:
1) Amerikanisch (Ei, Würstchen, Speck, Tomaten, Toast),
2) Indonesisch (Mie Goreng – Gebratene Nudeln)
3) Indonesisch (Nasi Goreng – Gebratener Reis)
4) Continental (Hühner-Gemüsesuppe, Gemüse als Salat mit Ketchup-Mayo-Dressing, Toast, Obst)
Also wer ihnen erzählt hat, dass wir Suppe und Gemüse zum Frühstück essen, der war auch ein großer Scherzkeks! In der geschäftigen Straße Malioboro, in der sich die kleinen Gruschelläden, Batik-Shops und Art-Galleries (da wollte uns immer jeder hineinschleppen) aneinanderreihen, gibt es auch einen Bereich, in dem man günstiges Straßenessen abstauben kann. So ein Stand, wie ein größerer, durch drei Seiten geschlossener Pavillon, umfasst meistens eine Herdplatte, eine Fritteuse, einen Reiskocher und einen großen Teppich, auf dem kleine, lange Tische stehen. Auch hier, geht einer in den anderen nahtlos über. Obwohl wir uns mutig an einen solchen Stand wagten (eigentlich sieht man nur Indonesier drinsitzen), reichten unsere Indonesisch- und des Kochs Englischkenntnisse nicht aus, um unsere Bestellung richtig zu vermitteln. Und so bekamen wir…Reis mit scharfer Soße! 😀 Das war also unsere erste Straßenstand-Experience in Indonesien, wunderbar!
Was in Kambodscha das Tuk-Tuk ist, ist in Yogya die Rikscha. Ob motorisiert oder durch meist ziemlich magere indonesische Männerbeine betrieben, ist sie das Mittel, um sich fortzubewegen. Zu Beginn haben wir uns einen eher älteren Fahrer ausgesucht (den wir erst aufwecken mussten :D), was uns nachträglich ziemlich leid tat, weil er bei jeder noch so kleinen Erhebung schieben musste und ziemlich schwer atmete. Jetzt sind wir beide ja nicht wirklich schwer und breit, haben aber nebeneinander grad so in die Rikscha gepasst :).
Und so ließen wir uns drei Tage lang durch die Stadt kutschieren. Auch der Vogelmarkt, der im Großen und Ganzen wie ein Taubenmarkt bei uns zuhause ist, wurde erkundet. Neben Tauben, kleinen Vögeln, Wellensittichen, Hühnern, gab’s dort auch Hunde, Katzen, Reptilien und Fleckenmusangs (von denen der teuerste Kaffee der Welt, Kopi Luwak, produziert wird, indem die Bohnen vorher ihren Verdauungstrakt durchlaufen; leider geschieht dies meist schon unter extrem grausamer Käfighaltung).
Yoyga hat uns sehr gut gefallen und war wirklich ein toller Einstieg in Indonesien. Aber schon wartete der nächste Flug auf uns. Es ging weiter nach…BALI (das eigentliche Ziel der ganzen Reise :)).